Kommentar Mülltrennung: Verordnung für die Tonne

Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) hat sich in bemerkenswerter Ungeschicklichkeit selbst als Tonnenmuffel geoutet. Deshalb muss die Stadtreinigung Verweigerer mit Glacéhandschuhen anfassen.

Europas Umwelthauptstadt Hamburg belegt im Land der Mülltrennungsweltmeister den letzten Platz. Dabei ist Besserung längst, nun ja, beschlossen. Mit der Wertstoffverordnung.

Nur mit der Umsetzung haperts: Wenn Stadtreinigungs-Chef Rüdiger Siechau ankündigt, die ungeliebten Biotonnen einfach in die Vorgärten zu stellen, muss er am nächsten Tag zurückkrebsen. Gerade so, als wäre das ein Willkürakt eines Unrechtsregimes, nicht geltendes Recht. Hausbesitzer haben die Gelegenheit, sich zu wehren. Nur wer gar nicht reagiert, soll durch die Tonne vor der Tür dazu bewogen werden.

Viele werden es auch dann nicht tun. Hausverwaltungen zum Beispiel, die aus reiner Bequemlichkeit nichts gemacht haben. Schließlich können sie die Müllgebühren an die Mieter weiterreichen, haben also kein besonderes Interesse, die Restmüllmenge zu reduzieren. Und mancher Häuslebesitzer wird den Segen von Bio- und Papiertonne dann erkennen, wenn er merkt, dass er für eine kleinere Restmülltonne weniger zahlt.

Warum die Stadtreinigung Verweigerer weiterhin mit Glacéhandschuhen anfassen muss? Weil Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) sich in bemerkenswerter Ungeschicklichkeit selbst als Tonnenmuffel geoutet hat. Damit ist die Wertstoffverordnung eigentlich für die Tonne.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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