AMERICAN PIE
Unkluge Umbauten

Die einst führenden Detroit Pistons verkommen zum Prügelknaben der Liga

„Made in Detroit“ – was auf den T-Shirts steht, die auf der Internetseite der Detroit Pistons momentan zum Schleuderpreis von 29 Dollar (zwei Baumwoll-Überzieher plus Tickets) verramscht werden, ist derzeit kein Gütesiegel. Nach 30 Saisonspielen stehen für die Korbjäger aus der Autostadt gerade elf Siege zu Buche, 19 Mal zog man den Kürzeren.

„Ja, in der zweiten Halbzeit haben wir stark verteidigt. Auch in der Offensive hat mein Team einen guten Job gemacht“, sagte Trainer John Kuester – nach der 95:102-Niederlage gegen die Toronto Raptors kurz nach Weihnachten. Der 54-jährige Kuester erlebt in Detroit den ersten Cheftrainer-Posten seiner Karriere. Die Hochzeit des Klubs hat er aber verpasst: 2004, da befanden sich die Pistons auf dem Gipfel ihrer spielerischen Schaffenskraft, zermürbten ihre Gegner mit beinharter Verteidigung und gewannen gegen die Los Angeles Lakers die Meisterschaft. Es war die dritte für Detroit und ebenso für General Manager Joe Dumars, der bei den ersten beiden Titelgewinnen 1989 und 1990 noch aktiv im weiß-blau-roten Leibchen auf dem Parkett stand. Die Meistermannschaft 2004 war sein Gesellenstück als Manager: Der bis dato eher unauffällige Center Ben Wallace reifte in seinen Pistons-Jahren zum besten Verteidiger der Liga, Guard Chauncey Billups, der bei keinem seiner vorherigen Teams richtig heimisch wurde, entwickelte sich zum Führungsspieler.

Doch Dumars traf auch immer wieder unkonventionelle Entscheidungen, ging hohes Risiko. Wallace ließ er 2006 zum Lokalrivalen Chicago ziehen, was sich letztendlich für beide Seiten als wenig vorteilhaft erwies. Seit dieser Saison streift der Center wieder das Pistons-Jersey über, an seine alte Form konnte er aber nie wieder anknüpfen. Spätestens mit dem Tauschgeschäft vor knapp einem Jahr, als Billups zu den Denver Nuggets geschickt wurde und man dafür den divenhaften Allen Iverson bekam, endete Dumars Erfolgsgeschichte als Manager. Trotz anfänglicher Fan-Jubelstürme wie „Wir haben Allen Iverson, Leute!“ wurden „The Answer“ und die Pistons nicht richtig warm miteinander. Der damalige Übungsleiter Michael Curry hatte prompt mit Beschwerden seines neuen Stars zu tun, erst über mangelnde Spielzeit, dann über kleinere und größere Wehwehchen. Als Iverson dann auch noch drohte: „Bevor ich noch mal für diese Mannschaft spiele, höre ich lieber auf“, kam das endgültige Aus. In den Playoffs war zudem schon in der ersten Runde Schluss; seit 2001 erreichten die Pistons immer mindestens das Halbfinale.

Ein Sommer des partiellen Umbruchs folgte: Dumars verpflichtete mit Guard Ben Gordon und Forward Charlie Villanueva zwei junge NBA-Spieler der besseren Kategorie, die ihre Stärken allerdings mehr im Angriff haben. „Wir sagen nur, dass wir erkannt haben, dass wir auch in der Offensive gefährlicher werden müssen. Das heißt aber nicht, die Verteidigung zu vernachlässigen“, sagte Dumars. Der gewünschte Erfolg blieb bisher aus, offensiv ist kaum ein anderes NBA-Team so harmlos wie die Pistons, die nur 91 Punkte im Schnitt erzielen und zuletzt sieben Niederlagen hintereinander kassierten. Die Playoffs sind ein gutes Stück entfernt.

Noch schlechter als den Pistons geht es derzeit allerdings den New Jersey Nets. Sie standen 2002 und 2003 in den Finals, verpassten nach diversen Umbaumaßnahmen zuletzt aber zweimal die Playoffs und stellen mit einer diesjährigen Startbilanz von 18 Niederlagen in Serie eine neue Negativ-Bestmarke auf. Derzeit werkeln sie an einer neuen Negativserie mit bereits zehn Pleiten in Folge. Detroit hat derzeit sieben in Serie zu bieten.

DAVID DIGILI