Schulbehörde bleibt hart: Schulwunsch abgelehnt

Weil die drei Wunschschulen keinen Platz hatten, wissen zwei zehnjährige Mädchen nicht, was sie nach den Ferien erwartet. Die Eltern haben Widerspruch eingelegt.

Bekommen nicht immer ihre Wunschschule zugeteilt: SchülerInnen in Hamburg. Bild: dpa

So richtig genießen können Paula* und Mathilda* ihre Ferien noch nicht. Ab August kommen die beiden 10-Jährigen in die 5. Klasse einer weiterführenden Schule. Nur ist im Moment nicht klar, in welche.

"Wir hängen total in der Luft", sagt Mathildas Mutter Rebecca Rademacher. Und Paulas Vater Knut Henkel meint: "Das ist grundsätzlich schlecht geplant." Von der Unsicherheit seien noch mehr Kinder der Ganztagsgrundschule Ludwigstraße betroffen. Die Eltern wollten die Kinder auf die beliebte Max-Brauer-Schule schicken. Doch die ist laut Schulbehörde in diesem Jahr mit 205 Anmeldungen überlaufen und musste 67 Kinder abweisen.

Für solche Fälle sollten Eltern bei der Anmeldung im Februar noch einen "Zweit- und Drittwunsch" angeben. Paula und Mathildas Eltern haben sich einige Schulen angeguckt und wählten die Stadtteilschule Bahrenfeld und die Ida-Ehre-Schule aus. Aber auch dort soll nun kein Platz sein. Stattdessen bekamen sie im April Post von der Kurt-Tucholsky-Schule in Altona Nord: Man freue sich, die Kinder aufnehmen zu können.

Doch mit dieser neu gegründeten Stadtteilschule, die aus dem ehemaligen Aufbaugymnasium und der Sekundarstufe der Altonaer Theodor-Haubach-Schule hervorgeht, sind die Eltern nicht einverstanden. "Ich war dort auf dem Info-Abend und habe auf viele Fragen keine Antworten bekommen", sagt Henkel. Die Schule sei auf die jüngeren Fünftklässler noch nicht eingestellt, nicht mal Spielgeräte habe er gesehen. Außerdem biete die Schule nur eine Betreuung bis 13 Uhr an, was für die berufstätigen Eltern ein Problem sei.

"Die Schule ist erst dabei, eine Stadtteilschule zu werden", sagt Rebecca Rademacher. Sie verstehe nicht, warum man Eltern überhaupt nach Zweit- und Drittwunsch frage, wenn dies keine Rolle spiele.

Eltern können für die weiterführenden Schulen drei Wünsche angeben. Einen Anspruch, dass diese erfüllt werden, gibt es aber nicht.

In diesem Jahr hatte die Max-Brauer-Schule 205 Anmeldungen und musste 67 Kinder abweisen. Die Stadtteilschule Bahrenfeld hatte 107 Anmeldungen und keine freien Plätze. Die Ida-Ehre-Schule hatte 125 Erstwunsch-Anmeldungen und 13 freie Plätze, die über Zweitwunsch vergeben wurden.

Die Klassengrößen 5 und 6 an Stadtteilschulen sind seit 2010 auf 23 Kinder begrenzt. Auch dadurch gibt es weniger Plätze.

Die Eltern legten umgehend Widerspruch ein. Im Juni schrieb die Behörde, der Widerspruch habe wenig Chancen, "im Falle der Zurückweisung" koste er 100 Euro. Dennoch hielten beide Elternpaare den Widerspruch aufrecht, seither warten sie auf die Entscheidung. Knut Henkel hat zudem Klage eingereicht.

"Es geht hier um die Frage, welche Bedeutung das Elternwunschrecht hat", sagt sein Anwalt Carsten Gericke. "Ist es nur eine Fiktion. Oder dürfen Eltern nach bestimmten Kriterien gucken, welche Schule für ihre Kinder geeignet sind?"

Schließlich gehöre es zur Konzeption, dass Eltern sich schlau machen und Info-Abende besuchen. Gericke stellte jetzt für seinen Mandanten einen Eilantrag. Das Gericht soll spätestens bis zum Schulanfang am 10. August prüfen, ob die Kapazitäten der Schulen ausreichend ausgeschöpft wurden.

Besonders im Bereich Altona und Eimsbüttel gebe es viele Widersprüche, bestätigt Behördensprecher Peter Albrecht. Stadtweit sei deren Zahl aber nicht größer als im Vorjahr. Die Schulen Max-Brauer, Ida Ehre und Bahrenfeld hätten allesamt begrenzte Kapazitäten. Die Kurt-Tucholsky-Schule habe zunächst in Februar nur Anmeldungen für zwei Klassen gehabt, nehme jetzt aber im Zuge der Zweit- und Drittwünsche sogar Kinder für fünf Klassen auf.

Die Skepsis gegenüber der neuen Schule teilt Albrecht nicht. Die beiden Schulen, die hier fusionieren, hätten einen "guten Ruf". Auch habe das ehemalige Aufbaugymnasium jahrelang Kinder erfolgreich zum Abitur geführt. Albrecht: "Die Besonderheit ist, dass hier zwei Schulen zusammengehen, was immer ein bisschen Arbeit kostet."

Über die Widersprüche, die die Max-Brauer-Schule betreffen, soll im Paket entschieden werden, einen Termin kann Albrecht nicht nennen. "Klar ist, dass das vor Ferienende geschieht." Wo Gerichte eingeschaltet seien, müsse dies abgewartet werden.

Die Wartezeit kostet Nerven. Rademacher hat deshalb schon eine Notalternative: Ein Gymnasium in Lokstedt würde ihre Tochter nehmen. Der Schulweg wird weit.

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