Ein neues Afrika

Mein Afrika im Jahr 2010 sieht so aus: ein Afrika, dessen Bürger sich in ihre eigenen Angelegenheiten einmischen können. Ein Afrika, dessen Menschen ihre frustrierende Kultur der Trägheit aufgeben und beginnen, ihre Machthaber und selbst ernannten Vertreter infrage zu stellen. Ein Afrika, das korrupte Verwandte und Freunde nicht länger schützt und in dem man gegen fehlgeleitete oder böswillige Herrscher vor Gericht ziehen kann.

Es ist ein Afrika, das seine Prioritäten neu ordnet. Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft, Armutsbekämpfung und Jugendförderung werden Kerngebiete der Politik und Wirtschaft. Angepasste Entwicklungsziele werden erforscht und geplant. Die Führer lieben ihre Bevölkerung und treten für deren Interessen ein, statt sich als verborgene Agenten westlicher imperialer Interessen zu gerieren und damit genau jene Menschen ins Elend zu treiben, die sie einst gewählt und ihr Schicksal in ihre Hände gelegt haben.

Das Afrika, das ich 2010 erwarte, wird nicht länger als ständig am Rande der Finsternis taumelnd angesehen; es ist nicht das Objekt mitleidigen Fingerzeigens aus dem Rest der Welt; es ist nicht das Subjekt einer anscheinend unlösbaren Seinskrise; es löst sich aus Kriegen, Hungersnöten, Niedrigwachstum und verratener Demokratie. Es ist ein Kontinent von Hoffnung und Licht, der von seinem selbst verschuldeten Tod erwacht und hart daran arbeitet, sein Potenzial zu realisieren.

Darauf, auf diese Wünsche und Träume, setze ich im Jahr 2010. Es wird ja vermutlich nicht so kommen. Aber der Kontinent und seine Völker könnten damit mal ernsthaft anfangen.

JAHMAN ANIKULAPO ist Chefredakteur der Sonntagsausgabe von Nigerias größter Tageszeitung Guardian