„Ein großes Theater machen“

LITERARISCHE WOCHE Eine Podiumsdiskussion erörtert die Frage, wovon Schriftstellerinnen leben

■ ist Lektorin und Mitgründerin des Verlags Krug & Schadenberg. Sie lebt in Berlin.

taz: „In finanzieller Hinsicht ist das Schreiben ein so unbeschreiblich demütigender Beruf“, hat die Autorin Eva Demski gesagt. Gilt das nicht für Frauen und Männer, Frau Krug?

Andrea Krug: Sie hat es ja in der männlichen Form formuliert: „Die meisten Kollegen müssen um ihr Einkommen ein großes Theater machen“ heißt es da.

Autorinnen verdienen im Schnitt 3.000 Euro im Jahr weniger als ihre Kollegen, heißt es. Woran liegt das?

Es ist ja ein allgemeines Phänomen, dass Frauen ein Fünftel bis ein Viertel weniger verdienen als Männer. Es würde mich wundern, wenn das hier anders wäre.

Gelten da nicht andere Bedingungen als für Festangestellte?

Frauen müssen ihre Honorare verhandeln, genau wie Männer. Männer verkaufen sich da oft besser. Alle in der Branche leben vom Buchverkauf, bei AutorInnen kommen andere Einkommensquellen dazu, Lesungen etwa. Oder dotierte Preise. Aber auch den Literaturnobelpreis haben in gut 100 Jahren nur zwölf Frauen bekommen.

Sie betreiben einen Verlag für lesbische Literatur. Haben es die Autorinnen da besser?

Wie alle kleinen Verlage hat auch Krug & Schadenberg ein kleines Budget. Ich glaube aber nicht, dass unsere Honorare und Auflagen grundsätzlich niedriger sind als bei größeren Verlagen.

Spielt diese Frage der Benachteiligung von Frauen bei den Honoraren in ihrer Verlagspolitik eine Rolle?

Nein.

Da denken sie kaufmännisch.

Sicherlich. Ich versuche, eine Einigung zu erzielen, die für uns günstig ist und mit der gleichzeitig die Autorin gut leben kann. Ich muss mit meinem Gegenüber ja harmonisch arbeiten können.

Manche sagen, Autorinnen müssen gut schreiben und gut aussehen.

Es ist zunehmend wichtig, dass sich AutorInnen gut vermarkten können. Sie müssen etwas für ihr Werk tun, Lesungen machen, sich vernetzen, eine ordentliche Website pflegen. Eine attraktive Selbstdarstellung lässt sich gewiss nicht auf gutes Aussehen reduzieren.

Brauchen Frauen da noch mehr Unterstützung?

Ja. Und die beschaffen sich Frauen etwa in Netzwerken wie den Bücherfrauen oder der Autorinnenvereinigung.  Int.: Jan Zier

19 Uhr, belladonna, Sonnenstr. 8