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@andrej: Im Gegensatz zur für die SED tätigen Sekretärin für Agitation und Propaganda A.Merkel war der bekannteste Protagonist der 68er, R.Dutschke, als Gegner des SED-Regimes nach Westberlin gekommen und hat aus seiner Gegnerschaft nie ein Hehl gemacht!
Alle Geheimdienste bedienen sich der Quellen, die sich anbieten. Die besten sind intelligente Überzeugungstäter, die Mehrheit aber wichtigtuerische Wirrköpfe. Mahler wie Kurras fallen beide in diese Kategorie. Es gibt aber noch einen Unterschied zwischen Quelle (für Informationen) und Agenten (für Handlungen). Kurras war für das MfS eine Quelle in der Westberliner Polizei und wurde abgeschaltet, als klar wurde, dass er mit seinem agressiven Aktionismus, der keineswegs pro-sozialistisch war, zur Gefahr wurde. Von Horst Mahler ist nicht einmal wirklich klar, ob er tatsächlich aktive als Quelle diente, oder ob er einfach 'abgeschöpft' wurde. Es könnte sein, dass er einfach nur 'geplaudert' hat.
Kurras ist übrigens ein hervorragendes Beispiel dafür, wie inzwischen wieder Vernebelungstaktiken in der politischen Diskussion Einzug gehalten haben. Denn der Fall Kurras ist in erster Linie eine Schande für die Westberliner Polizei, die einen ziemlich offenkundigen Faschisten in ihren Reihen geduldet hat, und die Westberliner Justiz, die einen offenkundigen Mörder frei gesprochen hat, nur weil er Polizist war.
Daß Horst Mahler ein Vollidiot auf breiter Linie war/ist, ist ja gemeinhin bekannt. Agenten und Provokatuere hin oder her, die Frage ist nur, wie sich der Rechtsstaat verhalten hat, als er Kurras nicht verurteilte oder Urbach Molotow Cocktails, Pistolen und Bomben in die Hand drückte.
Was später als "68er" zusammengefasst wurde, umfasste verschiedentliche Fraktionen, von denen der politische Teil, 'Bernd Goldammer' weist darauf hin, sich aus dem Protest gegen das Reüssieren der alten Nazi Seilschaften in Politik, Polizei, Verbänden, Wirtschaft und Hochschule, gründete: Die "Zweite Schuld".
Die im DDR Inland allmächtige Stasi, 1/6 der Bevölkerung arbeitete ihr zu, hatte natürlich ihre Leute in der 68er Bewegung und umgekehrt Unterstützer.
Dabei aber von einer Stasi-Fernsteuerung des politischen Teils der 68er zu sprechen, ist ebenso politischer wie historischer Unfug.
Anders sieht es bei der späteren RAF/2.Juni aus, die ihr, teilweise ideologisches und vor allem logistisches Standbein, in der DDR hatten.
Das Herunterspielen der Bedeutung der Stais, liebe TAZ, bekommt schon irgendwie ein Geschmäckle, wenn man folgendes
betrachtet:
Kuratorium der TAZ
http://www.taz.de/zeitung/taz-panter-stiftung/kuratorium/stroebele/
Mögliche Verwicklungen dieses Kuratoriumsmitgliedes:
"Nachdem Horst Mahler, einer der Gründer der RAF, zugegeben hat, als Auslandsspion für die DDR gearbeitet zu haben, gerät nun auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele in den Verdacht, ein Stasi-Spitzel gewesen zu sein. Ströbele hatte mit Mahler Ende der sechziger Jahre als Anwalt zusammengearbeitet"
Hier soll nicht zufällig suggeriert werden, dass gar nicht sein könne, was nicht sein???
Genosse Reineke!
Sie schreiben: "Karl-Heinz Kurras, der Ohnesorg tötete, war IM - dass er aber im Auftrag der Stasi schoss, ist reine Spekulation"
Ist es Ihnen schon mal in den Sinn gekommen, dass es völlig egal ist, ob der Genosse Kurras einen förmlichen Auftrag der Stasi hatte?
vllt. ist das kommentar mediokren ;-)
Ihr lieben Wessis, Eure gegenwärtige Diskussion ist absurd! Wollt ihr die reale Demokratisierung der BRD nach 1968 wirklich auf die Stasi zurückführen? Das kann nicht Eurer Ernst sein! Wir in der DDR haben diese Demokratie- Entwicklung offenbar aufmerksamer verfolgt, als Ihr. Und vieles daran hat uns zu Fragen an unsere Staatsführung inspiriert! Schließlich gab es DLF, Rias und Deutsche Welle. Allerdings hätten Nazirichter, bei uns keine Staatspension abfassen können. SS-und Gestapo- Killer sind bei uns nicht in hoch bezahlten Staatsjobs gelandet. Vielleicht wollen einige wieder zum BRD Obrigkeitsstaat der Vor- Achtundsechziger Prägung zurück?
Genosse Reinecke!
Halten Sie doch "das Wasser" in Sachen Stasi - Mahler und evtl. noch wem? aus Kreisen ehemaliger Anwälte. Über wessen von Ihnen schönfärberisch mit Mutation entschärften Kriminalisierung werden wir noch erfahren? Festzuhalten bleibt: Die damalige antiwestliche, prosozialistisch und somit systemstürzlerisch geprägte Linke hat direkt, viel zu häufig sogar auf eigenen Wunsch,und indirekt mit "Pankow" kollaboriert.
Die Springer´s sind wohl bis heute traumatisiert und beginnen erneut Konflikte mit den Linken zu provozieren. Wer die 68-iger Ereignisse so vereinfacht darstellt, wie es die Bild jetzt tut, dem kann man nur die schlechtesten Absichten unterstellen. Dazu sollte sich Herr Reinecke aber auch nicht hinreißen lassen. Das Thema ist zu komplex, als es in wenigen Absätzen zu erklären. Schwarz und weiß liegen da sehr nah beinander.
Die Stasi war schon allmächtig und unterdrückte sämtliche Andersdenkende und Freiheitsliebende, im Inland! Im Ausland hatte sie sicher Einfluss, Allmacht dort wohl freilich nicht.
Offiziell reisen Superreiche oft „geschäftlich“ im Privatjet. Eine Greenpeace-Studie zweifelt das an – und weist auf die hohen CO2-Emissionen hin.
Kommentar Mahler: Die Stasi war nicht allmächtig
Die Frage, ob Horst Mahler IM war, ist eher marginal. Dass dieser beratungsresistente Überzeugungstäter sich von mediokren Stasi-Offizieren fernlenken ließ, scheint abwegig.
Muss die Geschichte der 68er mal wieder umgeschrieben werden? Glaubt man der Bild am Sonntag, dann hingen die linksradikalen Aktivisten am unsichtbaren Gängelband der Stasi. Diese Platte legen Springer-Blätter jedes Jahr wieder gerne auf, denn sie hat einen höchst willkommenen Nebeneffekt: Diese These lässt die infame Anti-Studenten-Propaganda der Springer-Blätter Ende der 60er Jahre, die das Klima der Gewalt anheizte, in einem milderem Lichte erscheinen.
Westberlin war in den 60er Jahren ein fragiles Gebilde an der Nahtstelle des Kalten Krieges, die Studentenrevolte tobte hier heftiger als in der übrigen Republik. Kein Wunder, dass Westberlin damals wohl die höchste Agentendichte weltweit aufwies.
Der Verfassungsschutz belieferte 1968, via seines bis heute abgetauchten Agenten Peter Urbach, linke Demonstranten mit Brandbomben und Waffen. Bis heute hat die auf ihre Demokratie so stolze Bundesrepublik diesen Skandal nicht aufgeklärt.
Auch die Stasi, der eine Destabilisierung Westberlins gelegen kam, hatte Agenten in der Bewegung. Das ist lang bekannt. Aber dass es einen Urbach-Ost gab, der handfest die Gewalt eskalierte, ist nicht bewiesen. Karl-Heinz Kurras, der Ohnesorg tötete, war IM - dass er aber im Auftrag der Stasi schoss, ist reine Spekulation.
Und Horst Mahler? Die Frage, ob er IM war oder nicht, ist eher marginal. Mahler war in den 60ern offenkundig DDR-Sympathisant - ehe er zum RAF-Terroristen, Maoisten und Neonazi mutierte. Die Vorstellung, dass der stets beratungsresistente Überzeugungstäter Mahler sich von mediokren Stasi-Offizieren fernlenken ließ, ist jedenfalls eher abwegig.
1968 ist inzwischen umfassend historisiert worden. Die linken Rebellen waren keine Helden, ihre Irrtümer vielfältig. Von der DDR ferngesteuert war die Bewegung nicht. Das ist eine Fantasie von Rechtskonservativen, denen mit dem Ende des Kalten Krieges die Feindbilder ausgegangen sind.
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Kommentar von
Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.