VroniPlag-Gründer Heidingsfelder: Partei-Interesse? Niemals!
Das will der VroniPlag-Gründer nicht auf sich sitzen lassen: Der Vorwurf, er habe als SPD-Mitglied absichtlich vor allem Politiker der Regierungsparteien überprüft, sei abwegig, sagt Heidingsfelder.
BERLIN dpa/taz | Der Gründer der Plagiate-Plattform VroniPlag hat den Vorwurf zurückgewiesen, dass er aus parteipolitischem Interesse die Doktorarbeiten von FDP-Politikern unter die Lupe genommen hat. "Das ist Unsinn", sagte Martin Heidingsfelder, der Mitglied der SPD ist. "Ich bin nur einer von vielen, und die Plattform ist sicherlich keine Gliederung der SPD. Darüber hinaus bin ich kein Politiker, sondern lediglich einfaches Parteimitglied."
Zudem gebe es auch einen SPD-Politiker, dessen Doktorarbeit von VroniPlag untersucht worden sei, sagte der Internet-Unternehmer aus Erlangen. Dabei handelt es sich um Uwe Brinkmann, Mitarbeiter des Hamburger SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs. Dieser gab nach Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe seine Promotionsurkunde freiwillig zurück.
Heidingsfelder entschloss sich am Donnerstag, aus der bisherigen Anonymität herauszutreten. Zuvor war er in VroniPlag nur mit dem Pseudonym Goalgetter aufgetreten. Er begründete den Schritt damit, dass er Sorge gehabt habe, die Bild-Zeitung würde ihn enttarnen. In einem Interview mit Spiegel Online legte er seine Identität dann selbst offen.
Der FDP-Europa-Abgeordnete Georgios Chatzimarkakis, dem nach den Recherchen in VroniPlag der Doktortitel aberkannt wurde, warf Heidingsfelder in der Bild-Zeitung kommerzielle und parteipolitische Interessen vor. Auch die ebenfalls für die FDP dem Europaparlament angehörende Politikerin Silvana Koch-Mehrin verlor aufgrund der Untersuchungen von VroniPlag ihren Doktortitel. Zuvor hatte Heidingsfelder auch im GuttenPlag Wiki mitgearbeitet, dessen kollektive Recherchen am 1. März zum Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) geführt hat.
Die Bild-Zeitung spekuliert in einem Bericht, seine SPD-Mitgliedschaft habe Heidingsfelder dazu bewogen, vor allem die Doktoarbeiten von FDP- und CDU-Mitgliedern kritisch zu prüfen.
Leser*innenkommentare
Marco Hoffmann
Gast
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Sowas passiert nicht bei Politikern, die ein Freischwimmerabzeichen, einen Personenbeförderungsschein (Taxischein) und polizeiliche Ermittlungsakten als höchste Qualifikation vorweisen können.
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( 08. 08. 2011 16: 51 UHR von Stefan)
Das stimmt, da liegt ja auch keine vorgetäuschte Eigenleistung, kein betrug vor, das sind durch leistung erworbene qualifikationen.
Worum geht es beim Dopingskandal, warum ist das schlimm, sich ohne medizinstudium in die chirurgie einzuschleichen?
Hat mads gilbert seinen doktortitel ehrlich verdient?
Stalingrad-feeling im Todeslager gaza2008f:
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I ask, where is the international community?
we are two doctors from the west
[...]
patients are dying waiting for surgery.
"
http://www.youtube.com/watch?v=LWXyb2YxiVI
Das Problem erkennt man wunderbar an Schavans guttenberg-reaktion, sie ist in der leugnungsphase, ihre eigene innere parallelrealität zerbricht, sie hat von sich geglaubt, sie gehöre zu den guten, rechtschaffenden, wie dies auch mancher brd-steuerzahler wider besseren wissens tut.
Die Scheinrealität des bundestags zerplatzt, faktenresistentes festkrallen an verinnerlichten irrlehren gehört in dieselbe realitätsverweigerungsschublade und so wird in einem anderen thread israels oberstem gericht antisemitismus vorgeworfen, weil es das boycottgesetz gekippt hat/ kippen musste.
Stefan
Gast
Sowas passiert nicht bei Politikern, die ein Freischwimmerabzeichen, einen Personenbeförderungsschein (Taxischein) und polizeiliche Ermittlungsakten als höchste Qualifikation vorweisen können.
Tom
Gast
Uwe Brinkmann gilt als konservativer SPDler. Da wollte wohl Martin Heidingsfelder auch innerhalb der SPD mal aufräumen.
Andreas Säger
Gast
Tja, wenn die Bild das schreibt, wird es nun mal augenblicklich wahr. So funktioniert angeblich der postmoderne Konstruktivismus auch in Bezug auf echte oder falsche (scheißegal) Doktortitel.
Irgendwelche Dementi, Gegendarstellungen, Presseratsbeschwerden interessieren im Nachhinein keine Sau. Nur handfeste, noch schrillere Gegenskandale dekonstruieren einen konstruierten Sachverhalt.
Also, liebe taz: Lasst Fetzen fliegen!
Peter W.
Gast
Martin Heidingsfelder hat auf geklickt - das wear's mir Gründung! Aber er hat nicht bestimmt, welche neuen Fälle bearbeitet werden. Er ist ungefähr ein halbes Dutzend Mal beim Schwarm abgeblitzt. Von Anfang an. Wenn er einen unbelegten Fall geholt hat, von irgendeinem unwichtigen CDU-Karrieristen, den wo niemand kennt zum Beispiel, und wo es nur wenige Anhaltspunkte gab. Er hat von Anfang an kommerzielle Interessen verfolgt und dass auch an vielen Stellen gesagt. Die politischen Interessen waren dann weniger bei ihm. Es waren vor allem die kommerziellen Interessen und die Eitelkeit. Er hätte auch jeden SPD-Fall auseinander genommen, wenn das Geld ok wäre. Die Wikianer haben ihn ausgehalten - bis heute! Und er kann auch noch weiter mitarbeiten, aber das ist anstrengent für ihn.
definitiv kein Dr.
Gast
selbst wenn Goalgetter gezielt nur FPD oder Unions-Angehörige überprüft hätte und mal abgesehen von der Teamarbeit dabei das jetzige Ergebnis herausgekommen wäre, dann wäre das gut.
Es bleibt den Mitgliedern anderer Parteien doch unbenommen, selbst solche Untersuchungen bei Oppositionspolitikern durchzuführen.
In einem Land, in dem jeder eine anonyme (unbegründete) Anzeige bei Polizei oder Staatsanwaltschaft einreichen darf, muß es auch erlaubt sein, bei einem persönlich unsympathischen Politiker (oder Politikerin) im Dreck zu wühlen, Bild macht doch nie was anderes...
Juergen
Gast
Ja und wenn es so waere? Betrug bleibt Betrug.
Und es steht den "Liberalen" ja frei, selbst zu suchen, oder haben sie nix gefunden?
Ausserdem haben die buergerlichen Parteien von "geistig moralischer Wende" gefaselt, da muss man sich daran messen lassen, oder man sollte gleich sagen, dass es eine Wende in den Sumpf ist.