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: Neue Jugend

„Namibia Generation X“, ZDF, 0.15 Uhr

Deutsches Kulturgut muss sein. In Afrika zählt Boris Becker dazu, deshalb beschäftigen sich die farbigen Schüler im Deutschunterricht mit der Vita des Exsportlers. Sie sind die ersten Nichtweißen, die auf der Deutschen Höheren Privatschule in Windhuk ihren Abschluss machen. 15 Jahre nach dem Ende der Apartheid in Namibia gibt es dort zum ersten Mal einen Abschlussjahrgang mit Weißen und Farbigen, die allerdings in unterschiedlichen Kursen unterrichtet werden. Regisseur Thorsten Schütte folgt fünf Schülern, berichtet von ihren Ängsten, Vorurteilen und Überlebensstrategien in einer Welt, in der die Rassentrennung zwar formal überwunden, der gesellschaftliche Einigungsprozess aber längst noch nicht abgeschlossen ist. Da ist das angolanische Flüchtlingskind Sheila, das allein mit einem Trupp Verwandten in einem kleinen Haus lebt. Früher wohnten in der Gegend Weiße, die meisten sind inzwischen weggezogen. Da ist der Rinderzüchtersohn Kai Uwe, dessen westfälische Urgroßeltern die Ranch einst errichtet haben. Nun muss man sukzessiv Land abtreten. Und da ist die schwarze Natasha, die im Wohnheim lebt, aber am Wochenende ihre Familie in der Township Katutara bekochen muss. Sie wandelt zwischen den Welten, denn in der Eliteschule hat sie sich in einen Weißen verliebt: die erste klassenübergreifende Liaison. So gewährt das Jugendporträt interessante Einblicke in den komplexen gesellschaftlichen Wandel des postkolonialen Afrikas. Nur der Titel ist problematisch: Denn die Neuorientierung in Namibia stellt die Jugendlichen dann doch vor wesentlich schwierigere Aufgaben als die konsum- und karrieremüden Twentysomethings Anfang der Neunziger, auf die „Generation X“ anspielt. CHRISTIAN BUSS