KURZKRITIK: „WIR SIND NOCH EINMAL DAVON GEKOMMEN“
: Erfolgreich gewehrt

Schwierig, da durchzusteigen. In Thornton Wilders Stück „Wir sind noch einmal davon gekommen“ aus dem Jahr 1942 gibt es eine Familie, die drei Szenarien durchlebt: Eine Eiszeit, eine Sintflut und den Zweiten Weltkrieg. Oft wird zwischen den Zeitebenen gesprungen, oft treten die Figuren aus ihrer Rolle heraus, sagen, dass ihnen ihre Rolle nicht gefällt und stellen Fragen wie: „Haben Sie das Mammut gemolken?“

Wilders Stück will mit seinen prototypischen Figuren nicht weniger als ein Drama der Menschheit sein: Katastrophe folgt auf Katastrophe und dennoch fängt alles immer wieder von vorne an, wie bei einem Kreis. Es ist ein sperriges Stück, und noch sperriger ist, was der junge Regisseur Marco Štorman am Thalia-Theater daraus gemacht hat: Die Eiszeit inszeniert er als Familie-Feuerstein-Comic, den Familienvater als Mensch, der ab und zu schreit wie ein Affe. Alles ist überzeichnet, ironisch gebrochen, überdreht.

Der bedeutungsschwangeren Vorlage wird so die Bedeutung ausgetrieben. Regisseur Štorman hat sich damit erfolgreich gegen das Stück gewehrt. Das Thalia-Theater wollte es ohnehin nicht aufführen: Auf den Spielplan kam es durch ein dubioses Online-Voting. Und jetzt haben wir den Salat.  KLAUS IRLER

nächste Vorstellungen: 2. 3., 20 Uhr; 9. 3., 14 Uhr und 20 Uhr