Havaristen unter sich

SICHERHEIT Bremen bekommt eine Leitstelle für die Sicherheit von Offshore-Windparks. Auch die Brandkatastrophe der „MSC Flaminia“ hat Folgen

„Im Grunde war das Havariekommando für so einen Einsatz nie vorgesehen“

Hans-Werner Monsees über die „Flaminia“-Katastrophe

Einmal im Jahr ist Bremerhaven das Zentrum der internationalen Havarie-Experten. Die analysieren dann die wichtigsten Schiffsunglücke der vergangenen Saison und beraten notwendige Verbesserungsmaßnahmen. Gestern, als wieder einmal 100 Fachleute zusammenkamen, wurden dabei nicht nur detaillierte Verfahrensänderungen beraten, sondern gleich eine neue Institution in Auge gefasst: Die Einrichtung einer Leitstelle zur Sicherheit in Offshore-Windparks mit Sitz in Bremen.

Träger soll die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger werden. „Wir begrüßen das sehr, denn das ist die Einrichtung mit der größten Erfahrung“, sagt Hans-Werner Monsees, der Leite des Cuxhavener Havariekommandos. Das wiederum übernimmt seit zehn Jahren die Einsatzleitung bei großen Unglücken auf See. Sie ist eine gemeinsame Einrichtung von Bund und Ländern. Die neue Leitstelle zur Off shore-Sicherheit soll Monsees zu Folge eng mit der Industrie abgestimmt werden: „Wir arbeiten an einem Konzept mit den privaten Betreibern, um bei Unfällen auf den Windanlagen adäquat eingreifen zu können.“

Weiteres Top-Thema der Experten-Tagung war die Havarie der „MSC Flaminia“. Das Containerschiff war im Sommer 2012 auf See in Brand geraten und erst nach 45 Tagen in den Jade-Weser-Port geschleppt worden. Im Zusammenhang mit der Bergung kam Kritik an anderen Ländern auf, da keines das Schiff mit seinen brennenden Containern und Sondermüll an Bord aufnehmen wollte. „Das ist so nicht korrekt“, betont Monsees: „Die Reederei hat Deutschland als Flaggenstaat angerufen.“

Doch im Grunde sei das Havariekommando für so einen Einsatz nie vorgesehen gewesen, sagt Monsees. Es habe dafür erheblich aufgestockt werden müssen. Monsees: „Wir hatten mehr Fremdexperten im Haus als eigenes Personal.“

Ähnliches habe für den Schiffsbrand der „Lisco Gloria“ in der Ostsee gegolten: Dass auf einmal 235 Menschen gerettet und eine große Umweltkatastrophe verhindert werden musste, habe das Havariekommando enorm gefordert.

Es wurde 2003 in Folge der Pallas-Katastrophe errichtet. In Europa hat das Havariekommando laut Monsees eine Vorreiterstellung, wenn es um Notfallvorsorge geht. Das internationale Regelwerk, so habe die diesjährige Tagung ergeben, reiche zwar aus. „Allerdings müssen“, sagt Monsees, „in einzelnen Ländern die Kenntnisse über die Notfallstrukturen besser werden.“ Sein britischer Amtskollege Hugh Shaw betonte, dass in England die Weiterführung der „Flaminia“ unterstützt worden sei, nachdem Experten dies als sicher eingestuft hätten.  HB / (dpa)