Transition Town

Die Stadt im Wandel – lokale Initiativen basteln an der Stadt von morgen

Rob Hopkins in Berlin

Im Rahmen der „Green Lectures“ wird der Film „Voices of Transition“ vorgeführt. Zum ersten Mal ist auch Rob Hopkins, Protagonist aus dem Film und Mitbegründer der Transition-Town-Bewegung, in Deutschland und diskutiert mit Renate Künast über nachhaltige Lebensweisen. Der Filmemacher Nils Aguilar steht im Anschluss an die Vorführung für Fragen zur Verfügung, ebenso wie Rob Hopkins.

Donnerstag, 28. Februar, Beginn: 19 Uhr, Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8 (Eintritt frei)

www.voicesoftransition.org

Transition Town in Berlin

Wer Transition gut findet und mitmachen möchte, der kann am 3. März zum Vernetzungstreffen in das Transition-Büro in Pankow kommen, Brehmestraße 6, Beginn: 16 Uhr

www.transitionberlinbrandenburg.wordpress.com

Für Maike Majewski sind der Klimawandel und die Ressourcenverknappung unausweichliche Fakten. „Beides wird früher oder später unser Leben radikal verändern“, sagt die Koordinatorin der Initiative „Transition Town Pankow“. Doch wie mit diesen Fakten umgehen? Die Transition-Towns-Bewegung macht sich schon jetzt Gedanken über konkrete Alternativen zu dem bestehenden Gesellschafts- und Wirtschaftssystem. „Wir versuchen, uns Handlungsspielräume zu schaffen“, sagt Majewski. Diese Optionen werden nicht nur in Diskussionsrunden verhandelt. Sie werden auch ganz praktisch in die Tat umgesetzt. Die Transition-Town-Initiativen erproben so neue Modelle für eine sozial und ökologisch nachhaltige Gesellschaft.

Die Transition-Idee geht zurück auf den britischen Umweltaktivisten Rob Hopkins. Hopkins ist der Meinung, dass die Politik global nicht genügend auf die Krisen wie Klimawandel und die Verknappung von Erdöl und Rohstoffen reagiere. Die Probleme müssten daher lokal angegangen und gelöst werden. Aus dieser Überzeugung heraus versuchen Transition-Town-Initiativen sozial-ökologische Gemeinschaftsprojekte in ihren Wohnorten zu starten. Seit 2006 haben sich zuerst in Großbritannien, dann auf der ganzen Welt Initiativen gegründet, die sich mit Hopkins’ Ansatz identifizieren. Im selben Jahr wurde in Friedrichshain-Kreuzberg mit „Kiezwandler in SO36“ die erste Transition-Gruppe Berlins ins Leben gerufen, 2011 folgte dann Transition Town Pankow. Inzwischen gibt es knapp ein dutzend Initiativen in und um Berlin.

Die Berliner Initiativen versuchen das Leben in der Stadt nachhaltig zu wandeln. Ein wichtiges Projekt von Transition Town Pankow ist zum Beispiel der Leihladen im Prenzlauer Berg, bei dem man sich verschiedene Gegenstände, von der Bohrmaschine über Buch und Paddelboot bis hin zum Gesellschaftsspiel, kostenlos ausborgen kann. Bedingung dafür ist, dass man bereit ist, selbst etwas mit der Leihgemeinschaft zu teilen. Hier wird der normalen Wirtschaftslogik etwas entgegengesetzt: Es werden durch Gemeinschaftsbesitz Ressourcen effizienter genutzt, man muss sich nichts kaufen, und der Wert der Dinge bemisst sich am Nutzen und nicht am Preis.

Darüber hinaus mischt sich die Initiative auch in die Stadtplanung ein: So arbeiten die AktivistInnen daran, auf der geplanten Ausbaufläche des Mauerparks den Gemeinschaftsgarten „Mauergarten“ entstehen zu lassen und aus der Brache „Nasses Dreieck“ am S-Bahnhof Wollankstraße einen Naturpark zu machen. Auch mit dem Upcycling-Projekt „Kunststoffe“, das Baumaterialien und Recyclingstoffe weiterverwertet, arbeitet die Initiative eng zusammen. Unter anderem beteiligt sie sich an dem alle zwei Wochen stattfindenden Schenkflohmarkt. „Es bringt nichts, anderen die Gestaltung unserer Zukunft zu überlassen. Wir wollen eine Zukunft, die besser ist als die Gegenwart, in der viele gestresst sind, Zukunftsängste haben, ungesund leben und die soziale Schere immer weiter aufgeht“, sagt Majewski.

Ziel von Transition ist eine Kulturwende. Zum einen soll das menschliche Leben so organisiert werden, dass nicht mehr Ressourcen verbraucht werden, als zur Verfügung stehen, ohne dass man dies als Mangel, Verzicht oder Verlust empfindet. Zum anderen soll auch die Einstellung zum Wert von Dingen und Leistungen überdacht werden. Denn nicht alles könne über Geld und Lohn richtig bemessen werden. Wichtig ist den Aktiven von Transition Town, ihre Ziele in kleinen handhabbaren Projekten zu realisieren, damit es den Einzelnen nicht überlastet und der Wandel heute schon Spaß macht. LUKAS DUBRO