„Viel weniger schlimm als erwartet“ – der Kritikertenor nach der Premiere von „3096 Tage“ war einhellig. Aber was bedeutet es zu erfahren, wie viel Überzeugungskraft die Produktion einsetzte, bis Kampusch „loslassen“ konnte; zu ahnen, wie viel Geld im Spiel ist; oder zu hören, dass ihr die begleitende Mitarbeit an dem Filmereignis (versucht ist man schon zu sagen: ihre Komplizenschaft) zunächst schwerfiel, am Ende aber half, Ballast abzuwerfen? Spielfilm als Therapie? Für wen? Zu wenige und doch zu viele Übersetzungsprozesse sind da im Gang. Die Bavaria-Kleinbürgerlichkeit sieht um einen Tick anders aus als Wien & Umgebung, mit seiner abgerotzt-spießigen Pein- aka Reinlichkeit. Ebenso wie die sanft geschminkte Blässe, die Kahlrasur oder die (durch Schlabberpullis und Herren-Undies betonte) Dürre der Teenage-Natascha irgendwie wieder was Betörendes hat, wo sie vermutlich Härte vermitteln sollte. Ganz zu schweigen vom fehlenden sprachlichen Ambiente, den wildwüchsigen Österreichizismen der Psychopathologien und anderen Leidenschaften. Den Normalitäten und Abgründen des Zwischenmenschlichen, die da am Werk waren: Der Film blendet sie aus, indem er alles bebildert, szenisch, vollständig, inklusive Sex (Achtung Tabu, daher halt unter der Bettdecke). In Cineplexe