Zahlreiche Gutachten zu tödlichen Polizeischüssen

POLIZEIEINSATZ Die Ermittlungen zu dem Vorfall an Silvester 2008 stehen kurz vor dem Abschluss

Knapp ein Jahr nach den tödlichen Schüssen eines Berliner Polizisten auf einen flüchtenden Kleinkriminellen im brandenburgischen Schönfließ stehen die Ermittlungen offenbar kurz vor dem Abschluss. „Aller Voraussicht nach können wir im Januar 2010 endgültig über den Abschluss des Verfahrens entscheiden“, sagte Staatsanwältin Lolita Lodenkämper am Mittwoch. Es müsse noch das Ergebnis eines rechtsmedizinischen Gutachtens abgewartet werden.

Danach könne entschieden werden, ob gegen den 35-jährigen Polizisten Reinhard R. Anklage wegen der Vorfälle in der Silvesternacht vor einem Jahr erhoben wird. In dem 800-Einwohner-Ort an der nördlichen Stadtgrenze Berlins hatte der Beamte zusammen mit zwei Kollegen den mit Haftbefehl gesuchten Kleinkriminellen Dennis J. aufgestöbert. Nachdem es den Polizisten nicht gelang, den 26-Jährigen aus dem Fahrzeug zu ziehen, feuerte Reinhard R. nach derzeitigem Ermittlungsstand durch die geschlossene Scheibe. Insgesamt soll der Beamte achtmal auf den unbewaffneten Dennis J. geschossen haben, der zunächst mit seinem Fahrzeug flüchtete, wenige hundert Meter später aber durch einen Lungensteckschuss tödlich verletzt hinter dem Steuer zusammenbrach.

Als Grund für die nunmehr zwölf Monate andauernden Ermittlungen nannte Lodenkämper die verschiedenen Gutachten, die im Zusammenhang mit der Tat erstellt wurden. „Das dauerte sehr lange“, sagte Lodenkämper.

Der Todesschütze schweigt seit den Schüssen in der Silvesternacht zu den Vorwürfen. Ebenso verschlossen zeigen sich die beiden wichtigsten Zeugen: jene beiden Polizisten, die Reinhard R. in der Silvesternacht begleiteten. Seit sie als Beschuldigte wegen versuchter Beihilfe zur Strafvereitelung gelten, machen sie von ihrem Recht zur Aussageverweigerung Gebrauch. Geklärt scheint, dass der Schusswaffengebrauch rechtswidrig war. (ddp)