Exbanker vor Gericht

FINANZEN Die früheren Chefs der Privatbank Sal. Oppenheim sitzen auf der Anklagebank. Der Vorwurf: Untreue im besonders schweren Fall

Köln dpa | Zu Beginn des Strafprozesses gegen die ehemaligen Verantwortlichen der Privatbank Sal. Oppenheim hat die Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe erhoben. Die Bankenchefs sollen dem Traditionshaus demnach einen dreistelligen Millionenschaden verursacht und selbst davon profitiert haben. Das Untreueverfahren gilt als spektakulärer Wirtschaftsstrafprozess.

Angeklagt sind die vier ehemals persönlich haftenden Gesellschafter: Matthias Graf von Krockow, Christopher Freiherr von Oppenheim, Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt. Zudem wird der Immobilienmanager Josef Esch beschuldigt, der eng mit der Führung der Bank zusammengearbeitet hatte. Alle beteuern – soweit sie sich bisher geäußert haben – ihre Unschuld.

In dem Verfahren, das sich bis 2014 hinziehen wird, geht es um drei Immobiliengeschäfte in Köln und Frankfurt. Die Angeklagten profitierten dabei der Staatsanwaltschaft zufolge vom Aus- und Umbau einer Villa und zweier Bürogebäude. In die laut Anklage auf Kosten der Bank aufwendig renovierte und dann zu billig vermietete Villa in Köln war Christopher von Oppenheims Mutter eingezogen.

„Ohne Nachfragen wurden die Kredite genehmigt“, sagte Oberstaatsanwalt Gunnar Greier. Hinweise von Mitarbeitern oder Sachverständigen, dass bestimmte Regelungen für die Bank unvorteilhaft seien, hätten die Chefs nicht weiterverfolgt.

Die damals größte europäische Privatbank gehörte jedoch nicht nur der Familie Oppenheim, sondern auch anderen Gesellschaftern. Einige von ihnen haben nach eigener Darstellung durch den Beinahekollaps der Bank einen Großteil ihres Vermögens verloren. Seit 2010 ist Sal. Oppenheim kein eigenständiges Unternehmen mehr, sondern eine Unterabteilung der Deutschen Bank.

In dem am Mittwoch begonnenen Verfahren geht es noch nicht um die gigantischen Spekulationen, die die Bank 2009 schließlich an den Rand des Ruins gebracht hatten. Diese sind Thema einer dritten Anklage, die am Dienstag veröffentlicht worden ist, aber voraussichtlich gesondert behandelt wird.