Schneller, aber am liebsten allein

BREITBANDINTERNET Zurück zum Monopol – diese Absicht werfen Branchenverbände der Telekom vor

„Das wäre eine Remonopolisierung des Festnetzes“

VODAFONE-SPRECHER

BERLIN taz | Geht es nach der Deutschen Telekom, ist die Sache klar: Um die Versorgung mit Breitbandinternet zu beschleunigen, will sie mehr Kontrolle über das letzte Stück Kabel, das zum Kunden führt. In einem Antrag an die Bundesnetzagentur fordert die Telekom, die Zugangsmöglichkeiten der Wettbewerber zu den Kabelverzweigern einzuschränken – jenen großen grauen Kästen am Straßenrand, in denen die Kabel verbunden sind. Die Behörde hat in den vergangenen Wochen die Betroffenen dazu angehört, eine Entscheidung soll laut Sprecher René Henn „zügig“ fallen. In der Branche rechnet man damit schon im März.

Hintergrund für den Antrag der Telekom ist eine neue Technologie namens Vectoring. Damit werden elektromagnetische Störungen zwischen den benachbarten Adern eines Kabelbündels ausgeglichen. Das ermöglicht höhere Bandbreiten und damit ein schnelleres Internet für die Nutzer. Besonders attraktiv ist dabei, dass nicht erst kilometerweise Kabel neu verlegt werden müssen. Doch es gibt einen Haken. „An einem Kabelverzweiger kann immer nur ein Anbieter Vectoring einsetzen“, sagt Telekom-Sprecher Philipp Blank. Für den Störungsausgleich müsste also das letzte Stück Kabel vor der Wohnung in der Hand eines Anbieters sein.

Die Telekom argumentiert, dass von der Lösung auch Wettbewerber, die das Netz der Telekom nutzen, profitieren würden: Denn mit der schnelleren Verbindung gebe es einen Vorteil gegenüber den Unternehmen, die Internet über das TV-Kabelnetz anbieten. Die Konkurrenz ist trotzdem skeptisch. „Wir sind dagegen, dass Vectoring um jeden Preis eingeführt wird“, sagt Vodafone-Sprecher Alexander Leinhos. Werde dem Antrag der Telekom zugestimmt, würde das eine „Remonopolisierung des Festnetzes“ bedeuten. Die Telekom widerspricht. „Die Bundesnetzagentur muss Spielregeln dafür finden, wie die Kabelverzweiger sinnvoll aufgeteilt werden können“, sagt Blank.

Ein weiterer Kritikpunkt: „Viele kommunale Betriebe haben in den vergangenen Jahren den Breitbandausbau vorangetrieben – insbesondere in ländlichen Regionen, in denen sich die Telekom aus wirtschaftlichen Gründen nicht engagiert hat“, sagt Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen. Der Deutsche Städtetag fordert in seiner Stellungnahme, dass es einen Wettbewerbsvorteil nur dann geben dürfe, wenn das entsprechende Unternehmen dazu verpflichtet werde, die Infrastruktur in bislang unterversorgten Gebieten auszubauen.

Tatsächlich haben in der Vergangenheit immer wieder Regionen darüber geklagt, bei der Versorgung mit schnellen Internet benachteiligt zu werden. In einigen Orten griffen sogar die Bürger selbst zu Schaufel. Ein möglicher Kompromiss zwischen dem befürchteten Monopol und einem Verzicht auf die Technologie könnten nun regionale Ausschreibungen sein, bei denen unterschiedliche Wettbewerber zum Zug kommen. SVENJA BERGT