die wahrheit: Eins mit dem Beelzebub

Enthüllungen: Die dunklen Machenschaften des Black Yoga Circle.

Eine ideale Kulisse für die finstere Zusammenkunft, die sich hier zu jedem Vollmond ereignet. : reuters

Es ist Schlag Mitternacht und totenstill, nur der Schrei eines einsamem Uhu hallt durch die von eisigem Nordwind starr gewordenen Wipfel. Der Berliner Volkspark Schönholzer Heide bietet zu dieser Stunde eine ideale Kulisse für die finstere Zusammenkunft, die sich dort zu jedem Vollmond ereignet. Ein gutes Dutzend schwarzgewandeter Langmähnen schreitet bedächtig aus allen Richtungen auf eine Lichtung und nickt einander wortlos zu. Ihre grimmigen Gesichter sind unter aufgeschminkten Masken aus Schwarz und Weiß verborgen, keiner kennt den Namen seines Nächsten und keiner will seinen eigenen nennen.

Dann tritt ein besonders finsterer Geselle in die Mitte des Kreises und beginnt ganz langsam, die Arme gen Himmel zu recken und sein Gesäß immer weiter nach hinten zu schieben. Schließlich beugt er den Oberkörper nach unten, dreht ihn um 180 Grad und schiebt das linke Bein hinter das rechte Ohr. Die umstehenden Kuttenträger fangen an, es ihm gleichzutun - manche sehr elegant, manche anfangs unbeholfen. Eine gespenstische Choreografie entspinnt sich. Mit dämonischer Stimme kreischt der Verknotete in der Mitte: "Der Berserker!" Und die anderen stimmen ein: "Der Berserker!"

Niemandem war es bislang geglückt, dieses Schauspiel aus nächster Nähe zu beobachten - und lange genug zu leben, um anderen davon zu berichten. Zu gefährlich war es, sich mit diesen düsteren Burschen anzulegen, denen ein gewisser Hang zum Satanismus und zur Kaltherzigkeit nachgesagt wird. Noch dazu hüten sie ihr Geheimnis wie der Teufel die verfluchten Seelen. Dennoch ist es vor kurzem erstmals dem Enthüllungsjournalisten Bernd F. Wollhorst gelungen, etwas mehr über diesen radikalen "Black Yoga Circle" in Erfahrung zu bringen, welcher aus der faulig-verkommenen Black-Metal-Szene Berlins hervorgegangen ist. Seine Schilderungen sind dabei genauso eindrucksvoll wie furchterregend, wie seinem detaillierten Augenzeugenbericht zu entnehmen ist:

"Nach dem Aufwärmen finden sich die gottlosen Gestalten zu Pärchen zusammen und flechten sich die lange, schwarze Zottelmähne des jeweils anderen um die Kniegelenke. Dann stützen sie die Hände auf die Füße des Partners und bilden einen aufrecht stehenden, langsam pulsierenden Kreis aus Körpern. Schließlich kommt Bewegung in die Sache: Flink wie die Eichhörnchen rollen sie nun einer nach dem anderen durch den Park und stoßen dabei keifende Laute aus, die jedem, der noch nie Black Metal gehört hat, unweigerlich das Blut in den Adern gefrieren lassen."

All dies würde immer noch völlig unbehelligt im Schatten der Nacht stattfinden, wäre nicht der furchtlose Reporter Wollhorst gewesen, der sich monatelang auf diese Recherche vorbereitete, sich lange Haare wachsen ließ und immer tiefer in die Szene der Schwarzmetaller vordrang. Nach langem, hartnäckigem Stöbern konnte er endlich Kontakt zum "Circle" knüpfen und sich wallfraffesk ins Getümmel stürzen. Doch noch bevor er seine Erkenntnisse veröffentlichen konnte, wurde er beim zweiten Treffen im Rausch des dunklen Yogas leichtsinnig und konnte seine Ekstase nicht mehr im Zaum halten. Nach der aufwühlenden Übung "Dolchstoß ins Herz" soll ihm in einem Anflug von Überschwänglichkeit herausgerutscht sein: "Eigentlich voll supi, dieses Teufelszeug." Er bezahlte seine Unvorsicht mit dem Leben. Dennoch: Sein kleines Notizbuch überlebte das brutale Opferritual, angekohlt und blutverkrustet fand man es eines Morgens im Park. Seine Erkenntnisse sollen nicht mit ihm zur Hölle fahren, sondern hiermit zum Denkmal eines mutigen Investigativjournalisten werden.

"Hütet euch vor dem Black Yoga Circle", stand am Ende des letzten Eintrags, "selbst wenn ich das hier nicht überleben sollte, die Welt muss wissen, in welcher Gefahr sie schwebt." Bald könnte der schwarze Kreis in vollständiger Harmonie mit dem Teufel sein und damit seine Rückkehr auf die Erde unausweichlich machen. Womöglich sogar schon zum nächsten Vollmond.

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kari

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