KOMMENTAR: ROT-SCHWARZ: Rollback oder auf zu neuen Wegen
Ob die rot-schwarzen Beschlüsse ein innenpolitisches Rollback bedeuten, wird man wohl erst beantworten können, wenn die Ergebnisse der Verhandlungen zum Thema Integration auf dem Tisch liegen.
K laus Wowereit und Frank Henkel. Der König von Berlin und sein Adjutant. Zwei Verhandlungsrunden lang bekam das Publikum bereits einen Vorgeschmack auf die Langeweile, die diese Koalition über eine Stadt zu bringen droht, die alles ist, nur nicht langweilig.
Nun aber kommt endlich Fahrt in die Koalitionsverhandlungen. Still und beharrlich hat Frank Henkel dafür gesorgt, dass die SPD beim Thema innere Sicherheit liefern muss. Nun kann er seinem konservativen Flügel die Aussicht auf Chaoten schmackhaft machen, die künftig vier Tage im Arrest schmoren müssen - ohne Haftbefehl. Das freut die Law-and-Order-Rechten vom Schlag eines Kurt Wansner.
Aber bedeutet es auch ein innenpolitisches Rollback? Das wird man wohl erst beantworten können, wenn die Ergebnisse der Verhandlungen zum Thema Integration auf dem Tisch liegen. Genauso gut kann es sein, dass eine runderneuerte CDU ihren rechten Flügel mit der verlängerten Vorbeugehaft abspeist, um mit der SPD alsbald moderne Integrationspolitik zu betreiben.
Gibt also die CDU in der künftigen Koalition die Rolle des Modernisierers? Schafft sie womöglich neue, grüne Jobs oder ein ökologisches Stadtwerk, das die Grünen auch gern gehabt hätten?
Ginge es nach dem stellvertretenden CDU-Landeschef Thomas Heilmann - vielleicht. Schaut man aber auf die bisherigen Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen, ist ein Konzept nicht zu erkennen. Der König kriegt seine Landesbibliothek, der Adjutant 50 Polizisten mehr. Das ist, trotz des Streits über kommunales Ausländerwahlrecht und Doppelpass, doch Langeweile pur.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Neuwahlen
Beunruhigende Aussichten
Vermeintliches Pogrom nach Fußballspiel
Mediale Zerrbilder in Amsterdam
Berichte über vorbereitetes Ampel-Aus
SPD wirft FDP „politischen Betrug“ vor
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Scholz telefoniert mit Putin
Scholz gibt den „Friedenskanzler“
Grünen-Parteitag in Wiesbaden
Grüne wählen neue Arbeiterführer