Langsam reformieren

REFORMEN Handelskammer-Präses Frank Horch lobt Senat und regt mehr Inspektionen an Schulen an

Schulen sollen Unterrichtsinhalte selbst mitbestimmen können

Handelskammer-Präses Frank Horch hat bei der „Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns e.V.“ am Donnerstag die schwarz-grüne Landesregierung als „stabiles, professionelles“ und von fast „unheimlicher Harmonie geprägtes“ Bündnis gelobt. Gleichzeitig forderte er, die wichtigsten „standortpolitischen Weichenstellungen“ anzugehen, als da wären: Elbvertiefung, Hafenquerspange, Ikea-Ansiedlung, Y-Bahntrasse und Autobahn-Deckel über der A7.

Besonderes Augenmerk legte Horch auf die aktuelle Diskussion über die Schulreform. Sie müsse sich nicht auf die Frage der Schulform, sondern auf die Unterrichtsqualität richten. Zur Verbesserung eben jener Qualität regte der Präses eine bessere Fortbildung der Lehrer und deren regelmäßige Beurteilung, die Erhöhung der Inspektionsdichte der Schulen sowie die Einführung eines Vergleichssystems zwischen Schulen und Schulklassen an. Aber Reformen brauchten genügend Zeit, und man solle keinesfalls zu viel auf einmal anstreben, sagte Horch.

Außerdem schlug er vor, dass die weiterführenden Schulen die Inhalte der Klassenstufen fünf und sechs mitbestimmen und -gestalten sollten, damit individuellerer Unterricht und spezielle Profile möglich würden. Daneben plädierte der Handelskammer-Präses für die Schaffung echter Ganztagsschulen mit geregeltem Mittagessen und gesonderter Hausaufgabenbetreuung. Diese Schulform sei gerade für Jugendliche mit Migrations- oder bildungsfernem Hintergrund sehr hilfreich, die so im geschützten Raum lernen könnten, sagte Horch.

Was für die Schulen gelte, gelte im übrigen auch für die Hochschule. „Exzellenz einer Universität entsteht nicht durch deren Baukörper, sondern durch ihr Lehrpersonal“, erklärte Horch. Hamburgs Universität brauche zwar Anschluss an die Spitze, aber nicht ans seeschifftiefe Wasser am Kleinen Grasbrook. Er spielte damit auf den viel diskutierten Universitäts-Umzug an. Modernere Arbeitsbedingungen, so Horch, könne man weit besser und kostengünstiger am aktuellen Standort schaffen.

MARCO CARINI