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Koalition: ICE soll wieder am Zoo haltenRot-Schwarz bremst auch für West-Berlin

Die Verhandlungen von SPD und CDU zum Thema Stadtentwicklung sind zäh. Zoo soll Fernbahnhof werden. 30.000 neue Wohnungen.

Hier sollen künftig wieder Fernzüge ein Päuschen einlegen: S-Bahn-Abfertigung am Banhof Zoo. Bild: Reuters

Am Ende gaben sich alle zufrieden. "Die Gespräche waren vom Willen zur Einigung geprägt", sagte Bernd Krömer, der CDU-Verhandlungsführer. Sein Kollege von der SPD, Christian Gaebler, fand: "Von unserer Arbeitsgruppe wird nichts in der Schlussrunde landen." Dennoch haben SPD und CDU fast sieben Stunden über dem Thema Stadtentwicklung und Verkehr gebrütet. Strittige Punkte hatte es gegeben: Wie sollen bezahlbare Mieten geschaffen werden? Was wird mit der A 100? Was mit der S-Bahn.

Am Mittwochabend um 18 Uhr folgte die Auflösung - und die ist eher von Mutlosigkeit geprägt. 30.000 neue Wohnungen will Rot-Schwarz bauen und gleichzeitig den Wohnungsbaugesellschaften mehr Freiheiten geben. Christian Gaebler beschriebt das so: "Es soll Wohnungen für niedrige Einkommen geben, aber in bestimmten Lagen auch Wohnungen, die teurer sind als bisher." Soll heißen: Die Mieter der landeseigenen Gesellschaften müssen sich in Innenstadtlagen wohl auf kräftige Mietsteigerungen einstellen. Auch deshalb, weil am Mietrecht nichts geändert werden soll. Selbst die Zweckentfremdungsverbotsverordnung hat die CDU der SPD abgehandelt.

Ansonsten verständigte sich Rot-Schwarz auf viel Kleinklein. Am Bahnhof Zoo soll es wieder Fernhalte geben, das Quartiersmanagement fortgesetzt werden, die IBA 2020 soll nicht nur in Tempelhof stattfinden, sondern in der ganzen Stadt.

Neu ist, dass die SPD nun auch das Rathausforum zwischen Fernsehturm und Rotem Rathaus bebauen will. Endgültiges soll in einem städtebaulichen Wettbewerb geklärt werden. Positiv ist, dass in den Bezirken eine Internetplattform aufgebaut werden soll, auf der die Bürger auch Voten abgeben können.

Nicht behandelt hat die achte Runde der Koalitionsverhandlungen die umstrittenen Themen S-Bahn und das Straßenausbaugesetz. Also landet doch noch was in der Schlussrunde am Freitag.

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12 Kommentare

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  • EA
    Enzo Aduro

    @Trulla

    Die Rede ist ja nicht von S-Bahnen oder Regionalbahnen, sondern von ICEs

     

    So weit ich weiß, zahlt da kein Land oder eine Gemeinde einen einzigen Cent. Es wäre eine neue Regelung. Und ich kann mir nicht vorstellen das die CDU jetzt einführt das Sie Zuschüsse im Fehrnverkehr einführt. Aber vielleicht versucht man unter dem Tisch irgend einen Deal, der dann kostet, das halte ich im Bereich des möglichen.

     

    Wahrscheinlich ist es aber nur ein Formelkompromiss, der am St. Nimmerleinstag durchgesetzt werden soll.

  • T
    Trulla

    @Enzo Aduro: Das Problem ist, dass das Land berlin diese Zusätzlichen Halts bei der Deutschen Bahn bestellen und anschließend bezahlen muss. Insofern ist es nicht nur Symbolpolitik, sondern Veruntreuung von Steuergeldern.

  • EA
    Enzo Aduro

    @Trulla

    Sie haben Recht, es sind nur 6 Minuten. Hat mich auch gewundert.

     

    Das zeigt ja umso mehr das es um Symbolpolitik geht. Um das Symbol des guten alten Westberliner Zentrums.

  • EA
    Enzo Aduro

    @Jürgen

    Ich denke nicht das es eine Attraktivitätssteigerung ist. Schon gar nicht für einen Großteil der Menschen. Die Gruppe die bessergestellt würden durch einen zusätzlichen Halt ist überschaubarer als es vielleicht scheint. Mir scheint die ganze Debatte eher ein Phantomschmerz der verlorenen Zentralfunktion der City-West zu sein. Aber das ist nunmal so. Die Mitte der Stadt ist dort wo der jetzige Hauptbahnhof ist.

     

    Beispiel Kreuzberg: Die U1 hält nicht am Zoo, man müsste entweder in die U2 für eine Station umsteigen, oder sich mit Koffern durch die Shoppingmassen boxen. Als Kreuzberger fahr ich mit der U8 zur Jannowitzbrücke und dann in die S-Bahn. Von der S-Bahn aus kann man dann sehr schnell in den Zug steigen. Also am U8 Beispiel sehen sie, das die Qruppe der durch einen zusätzlichen Halt "Geschädigten" größer und die der "Profiteure" kleiner sind als vermutet. Wenn man das ehrlich auf einen Stadplan einzeichnen würde, wäre das Ergebnis eindeutig. Und wenn man S21 zuende baut, oder sich durchringt die S-Bahn auch durch den Tunnel zu schicken, dann wird Sie noch kleiner.

     

    Der Hauptbahnhof ist noch nicht optimal angebunden. Aber schon allein mit dem beschlossenen Teil der S21 verbessert sich das, mit dem Flughafen nimmt die Bedeutung weiter zu. Aber es war der einzige Ort wo man einen Zentralbahnhof bauen konnte. Nebenbei ist in der "Pampa" sehr viel am entstehen, bald wird es also nicht mehr Pampa sein. Bei der Alternative hätte ein ICE-Tunnel wahrscheinlich 100 Milliarden gekostet, geht ja alles durch bewohntes Gebiet. Daher konnte man den Bahnhof nur dort bauen.

     

    So ist die Koordination für Umsteigende leichter zu machen und man hat dem neuen Bahnhof auch sehr schnelle Zu und Abfahrten gegönnt. Dadurch ist man im VERGLEICH zu der Viaduktstrecke recht schnell aus Berlin draußen. Nebenbei bringt es auch nichts wenn der ICE durch jeden Kiez tingelt.

     

    Nebenbei sind die 4 Minuten nur der Halt am Zoo, vielleicht mit dem Bremsen inklusive. Dazu kommt noch das Beschleunigen, und vor allem dieser Wahnsinnig lange und langsame Umweg.

     

    Aber jetzt unter uns Pfarrerstöchtern:

    1. Die CDU ist nur dafür, weil eben gerade dort Ihre Wähler sind. Nicht nur von der Infrastruktur her, sondern auch kulturell. Mir scheint es das für die Unter den Linden, immer noch irgend ein Fremdes Fantasialand ist, statt die Zentrale Straße Berlins.

     

    2. Wo die Züge halten wird meines Wissens immer noch im Bahntower entschieden. Und wo der hin Umzieht wissen wir ja. Und die wollen sicher nicht nochmal am Zoo halten.

  • O
    ole

    Mit dieser Argumentation könnte ich auch fordern, daß mein Flieger in Zukunft wieder in Tempelhof landet, bevor er nochmal nach Scönefeld abhebt.

     

    Das wäre dann ne super Anbindung für mich...

  • T
    Trulla

    Na da ist der CDU mal einer echter Durchbruch gelungen, die ICE's auf der Strecke zum Hauptbahnhof 10 Minuten lang aufhalten, obwohl man mit der S-Bahn 6 Minuten vom Hauptbahnhof bis zum Bahnhof Zoologischer Garten fährt. Das nenne ich echten Fortschritt....

  • J
    Jürgen

    @Enzo Aduro:

     

    Sehen Sie es einfach als Attraktivitätssteigerung des Schienenverkehrs, wenn ICEs, die über die Stammstrecke zum Hauptbahnhof rollen, wieder am Bahnhof Zoo halten.

     

    ICEs nach Westdeutschland werden für Bewohner aus dem Einzugsgebiet Kreuzberg, Schöneberg, Wilmersdorf, Charlottenburg bis Wedding (also alle, die im Einzugsbereich U1/2, U9 leben) am Bahnhof Zoo wesentlich einfacher zu erreichen als am Hauptbahnhof. Gleiches gilt umgekehrt für Personen, die in diese Ecken Berlins wollen.

     

    Ob jetzt ein ICE, der über die Stammstrecke zum Hauptbahnhof rollt, vier Minuten später am Hauptbahnhof ankommt, ist eben wegen der "Bummelei" völlig egal. Was nutzt mir die schnellste ICE-Verbindung, wenn ich vom Zielbahnhof erst noch wieder durch die Walachei juckeln muss, um an mein Endziel zu kommen (um ihren Jargon aufzugreifen).

     

    Es war ein grundsätzlicher Fehler, den Hauptbahnhof mitten in die zentrale Pampa der Stadt zu setzen,um im Anschluss über einen Zeitraum von wahrscheinlich mindestens 20 Jahren und mit Milliardenaufwand das bereits vorhandene ÖPNV-Netz der Stadt auf die Belange des Hauptbahnhofes hin auszurichten. Denn das bedeutet, dass bisherige Zentren an Erreichbarkeit einbüßen werden. Oder gehen Sie davon aus, dass beispielsweise der S-Bahnhof Friedrichstraße weiter so oft von S-Bahnen angefahren wird wie bisher?

     

    Das Geld für die noch erforderliche Anbindung des Hauptbahnhofes an den übrigen ÖPNV hätte (und kann) man besser anlegen können.

  • M
    max

    unglaublich das die ihre unsoziale stadt- und mietenpolitik als was ganz tolles verkaufen! diese geplanten 30000 wohnungen sind reine augenwischerei!

     

    http://www.tvb.de/newsmeldung/datum/2011/11/08/koalitionsgespraeche-ohne-ergebnis.html

  • O
    ole

    Hey @Enzo A.,

     

    hätte ja nie gedacht, daß ich Ihnen mal zu 100% zustimmen würde.

     

     

    @Helmut Fuchs

    Und deswegen ist es eigentlich nicht sinnvoll, am Zoo zu halten. Sinnvoll ist eine Streckenoptimierung, so daß die Züge auch eine bestimmt Grundgeschwindigkeit erreichen können. Wenn man unterwegs aber überall halten soll, ist genau das Gegenteil der Fall. Anfahren --> bremsen, anfahren --> bremsen usw. Die Fahrt würde dann noch langsamer als die momentane Schleichfahrt.

    Wichtig ist natürlich die bessere Anbindung der City-West an den Hauptbahnhof.

    Ansonsten kann ich auch gleich mit dem Bummelzug zum Bahnhof Spandau und von dort erst in den ICE...

  • H
    Holkan

    "Positiv ist, dass in den Bezirken eine Internetplattform aufgebaut werden soll, auf der die Bürger auch Voten abgeben können."

    Wieso ist das positiv, wenn man Voten abgeben kann? Bloß weil der Autor etwas positiv findet, sollte er auf eine Erläuterung nicht verzichten, wenn er sich schon nicht zurückhalten kann, Dinge zu schreiben, die eher in einen Kommentar gehören, nicht aber in einen Artikel. Who cares was der Autor positiv findet oder nicht? Und wenn wir schon bei "Who cares" sind: Heißt es der, die oder das Vote?

  • HF
    Helmut Fuchs

    @Enzo Aduro: Wichtig ist doch nicht, wie schnell sich die Reise anfühlt, sondern wie schnell man vom Ausgangspunkt am Endpunkt der Reise ankommt. Und für einen Großteil der Reisenden, die mit Fernzügen über die Stammstrecke geleitet werden, wäre es eine BESCHLEUNIGUNG wenn diese Fernzüge auch wieder am Zoo halten würden, anstatt durchzuschleichen...

     

    Das zu fordern ist daher richtig - auch wenn es letztlich völlig egal ist, was der Senat öffentlich fordert. Schließlich zeigt das S-Bahn-Desaster der letzten Jahre ja nur, dass dem Senat der öffentliche Verkehr nur in Sonntagsreden etwas wert ist, der Nachdruck hingegen ausbleibt.

     

    Ich bin jedenfalls gespannt, was rot-schwarz zum Thema S-Bahn zu sagen haben wird, oder ob der unterwürfige Kuschelkurs mit der windigen DB AG nahtlos fortgesetzt wird.

  • EA
    Enzo Aduro

    Erst einmal: Seit wann bestimmt der Senat wo die DB AG Ihre Züge langschickt?

     

    Und dann: So sehr mir die City-West leittut, aber die Strecke vom Hauptbahnhof über den Zoo zum Bahnhof Spandau ist einfach eine Bummelstrecke ersten gerades. Schon jetzt dauert es eine gefühlte Ewigkeit bis diese 350 km/h High-Tech maschiene im Einparkgang bis zum Hauptbahnhof durchgebummelt hat. Man sollte eher mal schauen das man den Hauptbahnhof anständig anbindet, Stichwort S21 (S Bahn 21), oder auch die Durchleitung von S-Bahnen über die regulären Bahnröhren. Aber diese Bummelstrecke zum Zoo, das ist eine Verschlimmbesserung. 2 der 3 ICE-Trassen sind ja schon bummelbahn genug. Wenn man via Hannover oder via Leipzig ins Westdeutsche ICE Netz fährt, dann bummelt man ewig. Nur die Hamburg-Trasse ist super.