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FUSSBALL Der Hamburger SV hat immer noch keinen neuen Sportdirektor. Will er vielleicht gar keinen?

Der Hamburger Sportverein sucht einen Sportdirektor. Seit Dietmar Beiersdorfer weg ist, sucht der HSV. Wann war das nochmal? Am 23. Juni 2009 bat Beiersdorfer um Auflösung seines Vertrags. Wie die Zeit vergeht!

Am 1. September 2009 sollte der neue HSV-Sportchef gekürt werden. Alle waren sehr sehr gespannt. Dann verkündete der angeschlagene Aufsichtsratsvorsitzende Horst Becker, dass es keinen neuen Sportchef gibt, weil Oliver Kreuzer, einer der beiden Kandidaten, abgesagt hatte.

Der Aufsichtsrat hatte also nur noch Roman Grill auf der Liste. Über einen Kandidaten wollte der Aufsichtsrat nicht abstimmen – zu wenig Auswahl. Grill versicherte, er sei weiter interessiert, ist aber nicht mehr im Gespräch.

Becker sagt nun, „dass wir das letzte halbe Jahr auch ohne Sportchef gut überstanden haben“. Das ist bestenfalls naiv, denn in der laufenden Saison arbeiten gute Sportdirektoren – wie ihn der HSV mit Beiersdorfer hatte – an der nächsten und der übernächsten Saison.

Der HSV hat, seit Beiersdorfer vom Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann vergrault wurde, zwei Transfers getätigt, die beide beweisen sollten, dass der HSV handlungsfähig ist, die aber genau das nicht tun: Innenverteidiger David Rozehnal ist eine Gefahr fürs eigene Tor und Stürmer Marcus Berg ist keine Gefahr fürs gegnerische Tor. Zusammen 15 Millionen Euro, die für Verpflichtungen im Winter fehlen.

Dem Hamburger Abendblatt sagte Becker: „Wir werden unsere sportliche Kompetenz im Verein verstärken. Wer, wann und in welcher Form wird man sehen.“ Bislang hatte es immer geheißen, auch von Hoffmann, wie der alte solle auch der neue Sportdirektor Mitglied des Vorstands sein. Davon will Becker nichts mehr wissen. Das riecht nach einer klitzekleinen Lösung.

Wahrscheinlich kommt gar kein Sportdirektor, weil sich Hoffmann, dem man mangelndes Selbstbewusstsein nicht nachsagen kann, das bisschen zusätzliche Arbeit auch auf Dauer zutraut. Horst Heldt, sportlicher Leiter des VFB Stuttgart, hatte, als er noch beim HSV als Kandidat verkauft wurde, kundgetan, dass er nicht jetzt kommt und nicht im Sommer. Einige raunen sich den Namen Oliver Bierhoff zu, der Manager der Nationalelf. Wenn solche Namen gestreut werden, zeugt das von Größenwahn und davon, dass der Personalrat sucht und nichts finden will. ROGER REPPLINGER