„Wir alle sind die Zielgruppe der Nazis“

Im Schulzentrum Lange Reihe wird über den Film „Krieg um die Köpfe“ diskutiert. Die Dokumentation klärt über die Neonazi-Szene im Bremer Raum auf und zeigt Gegenstrategien von Schülerinnen und Schülern

Bremen taz ■ Der Spruch auf seinem T-Shirt weist ihn als „Brauer Kaufmann“ aus, von Blumenthal aus beliefert er Neonazis bundesweit mit einschlägigen Fan-Artikeln. „Sieg oder Spielabbruch“ nennt ein Mitstreiter vieldeutig seinen Laden. Neonazis sind in Bremen aktiv, als grölende Horden wie als angepasst-ordentliche Mitbürger. Darüber informiert der Dokumentarfilm „Kampf um die Köpfe“, der im Auftrag der Sozialsenatorin von Radio Bremen produziert wurde. Die DVD wird jetzt an alle Bremer Schulen, an Freizeitheime und Jugendeinrichtungen verteilt.

In kurzen Sequenzen zieht der Film einen Querschnitt durch die Szene, von der Verteilaktion kostenloser Rechtsrock-CDs an Schulen bis zum Ausbau des Heisenhofes in Dörverden zum internationalen Schulungszentrum. „Sie wissen, dass es losgeht, wenn es den ersten Reporter erwischt - Sie!“, droht Rechtsanwalt und Heisenhof-Chef Jürgen Rieger in die Kamera. Später lässt er den Worten eine körperliche Attacke folgen.

Dagegen setzt der Film die Aktivitäten von Schülern gegen Rechts: Auf T-Shirts und Buttons Stellung beziehen, mit Ausstellungen aufklären und Aufkleber abreißen. Was aber, wenn man den Nazis direkt gegenübersteht? Bei der „Nacht der Jugend“ wurde sie von ein paar netten Jugendlichen über Schul-Projekte gegen Rassismus ausgefragt, berichtet eine Schülerin bei der Filmpremiere im Schulzentrum Lange Reihe. Dass es stadtbekannte Nazis waren, erfuhr sie erst später. Eine Mitschülerin berichtet von ohnmächtiger Wut, wenn sie Skinheads sieht. Gerne würde sie mit ihnen streiten, aber sie traut sich nicht, auf sie zuzugehen. Hier liefert der Film zwar Hintergrundwissen, aber wenig konkrete Hilfe. „Wir erfahren nur, wie gewalttätig die sind“, kritisiert eine Schülerin. Katharina, die sich bei dem Projekt „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ engagiert, folgert: „Wir alle sind die Zielgruppe der Nazis. Wir müssen dafür sorgen, dass keiner zu einem leichten Ziel wird, weil er sich in der Schule ausgegrenzt oder unbeachtet fühlt.“ abe