WAS MACHT EIGENTLICH ... die U 55?
: Sich auf den Weg

Juhu! Es gibt Grund zur Freude, zumindest für alle BVG- und U-Bahn-Fans. Eineinhalb Jahre früher als geplant rollte gestern der erste Zug durch den Tunnel der Kanzler-, ähhm, Kanzlerin-U-Bahn. Das gab es ja noch nie in der Berliner Verkehrs-Baugeschichte: Die BVG hat ihre Verspätung aufgeholt – allen Pannen und negativen Stimmen der diversen verkehrspolitischen SprecherInnen der Opposition zum Trotz. Oder hat die Autorin dieses Textes da etwas missverstanden? Ja, hat sie. Zwar rollte gestern Nacht tatsächlich der erste Zug durch einen Tunnelabschnitt der künftigen U 55. Allerdings handelte es sich lediglich um einen Bauzug. Genau genommen wälzte sich eine Diesellokomotive mit zwei Schotterloren durch die Röhre. Da es noch gar keine Zufahrt gibt, mussten der Zug und die Anhänger mit einem Schwerlastkran durch eine Öffnung in den Tunnel gehievt werden. Dieser Vorgang wurde groß von der BVG angekündigt. Nur um zu demonstrieren, dass im U-Bahn-Schacht jetzt schon ein paar Gleise verlegt sind und bereits ein Bauzug einige Meter zurücklegen kann. Vielleicht ist das ja wirklich eine große Leistung, wenn man bedenkt, dass der Tunnel vor etwa einem Monat noch mit Grundwasser überschwemmt worden ist. Aber ob dieser winzige Schritt in Richtung Fertigstellung so ein großes Trara wert ist, sei dahingestellt. Viel eher sollte man aus diesem Anlass die Umbenennung der U-Bahn-Linie vornehmen: in U 0,5. Ein würdiger Name für die Kanzlerin-U, die bis jetzt nur durch eine Öffnung mit Gummistiefeln und Baustellenkluft zu betreten ist. AE Foto: Archiv