DIE PROBLEME BEI DER FUSION VON PDS UND WASG WAREN ABSEHBAR
: Lästige Überzeugungstäter

Es fällt leicht, den Berliner Landesverband der WASG als „Gurkentruppe“ zu belächeln, wie es der örtliche PDS-Chef getan hat. Ein paar altlinke Sektierer gefährden mit ihrem hartnäckigen Widerstand gegen die geplante Parteifusion das historische Projekt einer gesamtdeutschen Linkspartei: Das ist das Bild, das die Strategen von PDS und WASG gleichermaßen über die angeblichen Querulanten von der Spree zeichnen.

Doch blickt man ohne Ansehen der Person auf die Partei-Kabale in Berlin und andernorts, so muss man feststellen: Aus Sicht der WASG-Aktivisten ist der Widerwille gegen die umstandslose Vereinnahmung durch die PDS nur allzu verständlich. Das einzige Opfer, das die ostdeutsche Volkspartei bislang für den Fusionsprozess gebracht hat, ist die gänzlich schmerzlose Umbenennung in „Linkspartei“. Hinter dem neuen Namen verbirgt sich nach wie vor PDS pur, und daran wird sich zumindest in den östlichen Bundesländern einschließlich Berlins auch durch eine mögliche Parteifusion nichts Wesentliches ändern – dafür sorgen schon die krassen Unterschiede bei Mitgliederzahl, Finanzen und politischem Know-how.

Im Westen steht das Zusammengehen der beiden Linksparteien unter genau umgekehrten Vorzeichen. Dort ist oft genug die PDS die Gurkentruppe aus zweifelhaften Altkadern, während sich bei der WASG nicht selten gestandene Gewerkschafter versammeln. Im Kern geht es daher nicht um den Fusionsprozess zweier konkurrierender Parteien, sondern um eine Vereinigung der westdeutschen WASG mit der ostdeutschen PDS. Überschneidungen sind eigentlich nicht vorgesehen.

Dass es im Westen noch ein paar alte PDSler und im Osten ein paar neue WASGler gibt, das hätten die linken Großstrategen zugunsten ihres historischen Projekts gerne übersehen – gäbe es da nicht, leider leider, noch die satzungsgemäßen Verfahren. Doch wer etwa in Berlin gestern erst in die oppositionelle WASG eintrat, der findet sich morgen nicht gerne in der Regierungspartei PDS wieder. Das hätten sich die Befürworter der Fusion eigentlich auch früher denken können. RALPH BOLLMANN