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Klub der Republik schließtJetzt heißt es trauerfeiern

Der Klub der Republik in Prenzlauer Berg läutet seine letzten zehn Tage ein - Anfang Februar wird das Haus komplett abgerissen. Die Betreiber suchen neue Orte.

Weiser Spruch am Klub der Republik, ungehört verhallt. Bild: dpa

Scheinwerfer beleuchten den Klub der Republik in der Pappelallee in Prenzlauer Berg. Vor der breiten Glasfassade im ersten Stock hängt ein weithin sichtbares Banner: "Erst wenn die letzte Eigentumswohnung gebaut, der letzte Klub abgerissen, der letzte Freiraum zerstört ist, werdet ihr feststellen, dass der Prenzlauer Berg die Kleinstadt geworden ist, aus der ihr mal geflohen seid."

Rund 60 frierende Menschen stehen mit Tulpen und Friedhofskerzen in den Händen vor dem Gebäude. Drei Männer in weißen Maleranzügen und schwarzen Strumpfhosen über dem Gesicht kommen, einer sticht mit einem Messer auf ein Bündel aus grauem Vlies ein, das am Boden liegt. Die drei Künstler nageln Namensschilder an ein großes Holzkreuz: Schmalzwald, Knaack, Mittwochsclub, Icon und Magnet stehen darauf, viele weniger bekannte Namen folgen. Auf dem letzten steht "KdR".

Was hier symbolisch zu Grabe getragen wird, ist ein Herzstück der Berliner Clubkultur. In Prenzlauer Berg sind die Gelegenheiten zum Tanzen ohnehin rar geworden, Ende Januar muss nun auch der Klub der Republik (KdR) dichtmachen. Ursprünglich hätten die Betreiber bis April in den Räumen bleiben können. Doch weil dem Voreigentümer eine Genehmigung fehlte, wurde ihr Mietvertrag nichtig.

Mit dem KdR verschwindet auch eine architektonische Erinnerung an die DDR: Das zweistöckige Gebäude beherbergte in den 1960er Jahren die Produktionsgenossenschaft des Handwerks, den ostigen Charme hat der Club im ehemaligen Kultursaal bis heute bewahrt.

Im Februar wird das Haus abgerissen - um Platz zu schaffen für 31 Eigentumswohnungen "in gehobener moderner Ausstattung". Der Investor bewirbt die Immobilie als den "idealen Ort, um sich in die Stadt zu stürzen, zu arbeiten, zu leben und danach in seinem eigenen Hafen zu entspannen." 13 Wohnungen sind bereits reserviert.

Für den Barkeeper des KdR, Deacon Dunlop, spricht bloßer Hohn aus diesen Worten. "Die werben mit einer Szene, die sie kaputt machen." Auch eine Zuschauerin der Performance sieht die Erwartungen der neuen Nachbarn an die Stadt kritisch: "Tagsüber wollen die die ,Vibrant City', abends die Ruhe von Bad Schwartau."

Dem KdR geht es wie vielen anderen Clubs: Sie müssen weichen, weil auf dem Grundstück Büro- oder Wohnhäuser entstehen sollen oder weil sich Nachbarn vom Lärm gestört fühlen. Jens-Holger Kirchner, grüner Bezirksrat für Stadtentwicklung in Prenzlauer Berg, hat Verständnis für die Klagen der Anwohner. Das Clubleben verlagere sich eben, sagt Kirchner, aber es komme auch wieder zurück: "Spätestens wenn die Kinder in Prenzlauer Berg ins Teeniealter kommen."

Für Deacon Dunlop ist das allerdings reine Spekulation. Er fordert, dass die Stadtverwaltung Verdrängungsprozesse anerkennt und dazu Stellung bezieht: "Schließlich geht es um Milieuschutz."

Zehn Tage wird im KdR noch gefeiert, die Betreiber sind bereits auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Unterdessen verteilten die Künstler bei der Protestaktion Ausschneidebögen. Nun können sich Nostalgiker ihren eigenen kleinen Klub der Republik bauen und von den alten Tagen träumen.

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7 Kommentare

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  • O
    ohne_irgendwas

    lieber anonymous,

     

    irgendwie lächerlich clubs vorzuwerfen, es würde dort alkohol verkauft oder drogen. leute gehen in clubs und kaufen alk, kaufen drogen, meistens vor der tür, leute verdienen daran. so ist das. und wenn es leute gibt, die das stört, warum halten die den mund? wo waren sie in den fünfzehn jahren in denen der kdr sein unwesen trieb? haben sie vor der tür gestanden und flyer verteilt? nein, sie haben alle mitgemacht. ob jemand drogen nimmt oder nicht hat nichts mit den gründen zu tun weswegen in berlin gerade alles schließen muss, das mal irgendwie interessant war. es hat was damit zu tun, das menschen selbst entscheiden müssen ob sie zugreifen bis die psychose kommt oder dann andere dafür verantwortlich machen. also lass die moralpredigt stecken oder geh´ damit zur caritas. gründe einen nachbarschaftsverein oder initiiere ne petition gegen alkoholverkauf in clubs oder für die rettung der "richtigen" clubs. tu irgendwas - denn ehrlich, sich aufregen und in der taz irgendwelche kommentare spammen, das interessiert doch keine sau. vielleicht brauchst du das hier auch irgendwie. wir sind uns uneinig. damit ist für mich die sache durch.

  • A
    anders.

    ach du meine güte,

     

    mein vernebeltes hirn also. scheiße ja, ich habs begriffen. ich bin eines dieser drogenopfer, denen der fluchtweg verstellt war weil irgendein undurchsichtiger szenetyp seinen laden als wächerei für seine krassen geschäfte getarnt hat. du greifst auf ner ganz niedrigen, persönlichen ebene an, setzt voraus, das leute, die gerade erst in diese stadt gekommen sind den absoluten durchblick haben und argumentierst grotesk von geldwächerei und drogenmissbrauch in clubs. das aber ist eine ganz andere diskussion. und damit fang ich auch garnicht erst an. vielleicht fange ich lieber damit an, das bei "gehobenen luxuslofts" auch sehr viel geld im spiel ist und das die unschönen folgen hier keine drogenopfer sind, sondern menschen die aus ihrem lebensumfeld herausgerissen werden bzw. ihnen dieses lebensumpfeld entrissen wird. und das ist nur eine folge. wenn der "klub der republik" oder das "berghain" (sic!) so schlimme läden sind, die auf jeden fall geschlossen werden müssen, weil psychoten und junkies ihren weg pflastern, dann frage ich was zum beispiel mit der restlichen kulturszene ist, die ebenfalls bedroht wird. "theater unterm dach" steht ebenfalls auf der roten liste. ob der kdr nun gut ist, oder ein übel; er wie der schokoladen verschwinden aus denselben gründen. und wenn der kdr wirklich so schlimm war, warum hat dann niemand was gesagt bzw, warum hat sich niemand empört über die dortigen methoden. weil alle mitmachen. weil es alle geil finden über die schwelle zu treten. weil sie glauben oder ihnen eingeredet wird zur clubkultur gehört auch ein feeling der ambiguität und des verstoßes. und die, die die szene machen stellen sich raus und grinsen sich einen ab. aber auch das - andere diskussion. es gilt von den resten alternativer lebensweisen in berlin zu retten was noch zu retten ist. wobei, im schokoladen wird nicht gesoffen und es werden keine drogen genommen. nee. und wenn als erwiderung von dir jetzt wieder nur dämliche pöbeleien kommen, lass es einfach, ganz im ernst: lass es bleiben. ich werds ohnehin nicht raffen: ich höre nicht auf mit meinem gelaber von stadtentwicklungspolitik. ich halte sie für wichtig.

  • A
    anonymous

    @ prof.

    nein, mit daniel habe ich nichts zu tun:

    semtantik findet vermutlich irgendwo in deinem vernebelten hirn statt.

    mir geht es allein um drogendealer: typen, die alkohol verkaufen und anderen einreden, es wäre cool, sich zu besaufen, nur damit sie noch mehr geld verdienen und eine kneipe nach der anderen aufmachen können um noch mehr kohle zu schäffeln.

    und der betreiber des klub der republik ist genau so ein typ: angefangen mit illegalen bars, auf fluchtwege und sicherheit fürs junge publikum gepfiffen, und jetzt mehrere gastro-unternehmen. das ganze billige szene-getue ist inszeniert, damit misseur noch mehr knete macht. und mal ehrlich: ich weine diesem pseudo-'szenigen' berlin keine träne nach, dieser szene der gescheiterten existenzen, die hier hängenbleiben weil ihnen irgendwelche typen weiß machen, dass es cool wäre, sich zusammen mit ein paar party-touristen die nächte um die ohren zu schlagen und besoffen durch die straßen zu krakehlen.. derweil sie selber hübsch nüchtern bleiben, damit sie in den frühen morgenstunden noch die gastro-einnahmen zählen können..

     

    und davon gibt es viele in der stadt. der freischwimmer & der noch immer illegale arena-club, zwischenzeitlich die bar25, immer mit dabei der drogenumschlagsplatz nr.1 berghain:

    lauter unternehmungen, denen scheißegal ist, wie viele drogenopfer ihre wege pflastern, solange nur die kohle stimmt. und ob dessen tut man nen bisschen auf soziokultur und szene: als ob es nen kulturbeitrag wäre, wenn sich nen labiles menschlein in die psychose drogt.

     

    also höre auf mit dem gelaber von wegen stadtentwicklungspolitik: hier geht's allein um knete, geld und euros.. ich hab selber einige zeit in der gastronomie gearbeitet: da ist SEHR VIEL GELD unterwegs und die drogendealer heulen nun, weil sie das feld räumen müssen.

  • PK
    professor kunz

    @ daniel alias anonymous, denn die semantik gleicht sich gar sehr. es könnte mir ja eigentlich scheißegal sein, was irgendein depp über meine kommentare denkt bzw. den quatsch, den ich schreibe. aber der kommentar spiegelt genau das wider, was an der gegenwärtigen diskussion so konfus ist; ohne irgendwelchen hintersinn werden scheinargumente als argumente ausgegeben ohne sich auch nur die geringste mühe zu machen ob das was man sagt oder schreibt einen doppelte boden hat, oder auch nur ein gedanke ist.

     

    ich schreibe also quatsch. ja welchen quatsch denn? zerlegen sie doch meine argumente mit fundierten gegenargumenten. kirchner hat also recht? inwiefern denn? wieder keine begründung. einfach hingesetzt in eine satzkloake die sich willfärig mit irgendeinem "wir" identifiziert, die "leute" abwertend (und als schmutz bezeichnend), "die sich so wohlfühlen." was soll das sein? spamposting gibts schon bei tagesspiegel und zeit - online. von der taz bin ich da anderes gewohnt. ich würde ja fordern: regt endlich mal eine konstruktive d.h. demokratische debatte über moderne und zukunftsweisende stadtentwicklungspolitik an! aber wenn ich sowas lese dann wird mir klar, das einige menschen nichtmal debattieren könne. alles muss personalisiert werden. möglichst beleidigend bitteschön.

  • D
    daniel

    Oje ein Prof. der nicht einmal richtig schreiben kann

    und dann auch noch nur Quatsch.

    Wenn man sich äußern möchte, wäre es auch schön nicht beleidigend zu werden.

    Man kann nicht gerad behaupten das der Club eine Schöhnheit war und die "Ruine" in der er sich befand ist nicht unbedingt erhaltenswert. Aber es gibt eben immer ein paar Leute die sich so wohlfühlen. Was durchaus legitim ist, nur wenn diese Leute diesen "Charme" nicht bezahlen können, wird er eben abgerissen.

    Wie schon Anonymus schrieb, es ist wirklich viel tragischer das niveauvolle Läden schließen.

    Übrigens hat Hr. Kirchner Recht, Probleme lösen sich von selbst - wie wir unschwer erkennen an diesem Schandfleck Club der Republik.....

  • PK
    professor kunz

    jens-Holger Kirchner ist ein vollidiot. und was er sagt spiegelt den willen der politik wieder; nichts tun. bzw; es ist gewollt das auf jeder noch so kleinen freifläche luxuslofts hochgezogen werden. das so clubs und szeneläden schließen müssen, die den mythos der hauptstadt erst begründeten ist ihnen egal.

     

    anstatt nachzudenken und strategien zu entwickeln die darauf zielen eine stadtpolitik zu entwickeln, die ein miteinander von kommerz und kultur, sozial benachteiligten und besser gestellten kennt starrt man auf kurzfristige rendite. es ist einfach schwachsinn, wie kirchner, zu glauben das problem löse sich einfach von selbst: wo hat denn bzw die bar25 neu eröffnet? die szene zieht nicht einfach weiter, wenn sie nicht mehr weiterziehen kann. die leute im prenzlauer - berg kaufen eigentumswohnungen.

     

    dieses ganze bla bla über gentrifizierung und die kritik daran, die mit veränderungsunmut gleichgesetzt und damit überhöht wird. als wäre gentrifizierung ein höheres naturgesetz, dem die politik hilflos ausgeliefert ist wie den gesetzen von leben und tod. schwachsinn; das nichtstun und zusehen ist politischer wille. und der wird sich irgendwann bitter rächen. denn langsam verlieren die künstler und kreativen die geduld. es wird nicht mehr lange dauern bis sie sich ein neues mekka suchen, eine neue boom town. und die massen werden ihnen folgen. und dann wird all das geschwätz vom berliner mythos entgültig in einem hilflosen, dummen marketinggag aufgehen und die stadt zu dem kaff werden, das sich die echten berliner und echten deutschen wünschen.

  • A
    anonymous

    Ein Geldesel weniger, eine Besäufnisstätte futsch.

    Also was? Wen ausser dem entsprechenden Gastrounternehmer kümmert's? Es gibt doch in diesem Kiez an jeder Ecke ne Kneipe oder nen Club. Dann wird halt woanders weitergesoffen.

     

    Das Gejaule von irgendwelchen Gastro-Unternehmern geht mir auf die Nerven.

    Und, apropos nerven: Die Instrumentalisierung von ominösen 'Künstlern' im Zusammenhang mit dem Profitstreben von Alkohol-Dealern nervt auch!

     

    Der Laden hat Jahrelang, ohne jeden Kulturbeitrag, Schwarzgeld in Strömen fließen lassen. Deshalb jetzt bitte schön die Füße still halten und abhauen! Der Betreiber hat genug andere Läden am Start, wo mit Gastro Geld gemacht wird.

     

    Viel tragischer ist z.Bsp. die Schließung von Läden wie dem Schokoladen! Der hatte ein ganz anderes Niveau. Denn dabei ging es nicht nur um den Alkverkauf.