leserinnenbriefe
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■ betr.: „Dieses ganze alte Denken“, taz bremen vom 19. / 20. 12. 09

Die Arroganz der Kammer

Die von der Handelskammer Bremen als „Partikularinteressen“ herabgewürdigten Motive der innerstädtischen Wohnbevölkerung basieren einerseits auf dem Hinweis des Sozialverbands Deutschland, der die steilen Brücken über Richard-Boljahn-Allee und Kurfürstenallee mit ihren 16 Prozent Steigung – erlaubt sind 6 Prozent – als nicht barrierefrei kritisiert hat und andererseits auf dem nachvollziehbaren Wunsch derjenigen, die beiderseits dieser Trasse wohnen und gern auf der anderen Seite einkaufen oder ihre Freizeit verbringen und nicht zuletzt frei von Autolärm leben möchten.

Wenn das von den hohen Herren der Handelskammer nicht verstanden werden kann, dann mögen sie bitte zumindest die mehrheitlichen (Vahr) beziehungsweise einstimmigen (Schwachhausen) Voten der betroffenen Stadtteilbeiräte zur Kenntnis nehmen, die sich seit Jahren um die Menschen in den Stadtteilen kümmern, ganz zu schweigen von den Belangen der älteren und behinderten Mitbürger. Dafür knapp sechzig Sekunden mehr auf dem Weg in die Innenstadt zu veranschlagen, ist wohl nicht zu viel verlangt.ERNST KITTLAUS, stellvertretender Ortsamtsleiter Schwachhausen/Vahr

■ betr.: „Augen zu und durch“, Kritik der GAK-Ausstellung „…dreaming is nursed in darkness“, taz bremen vom 5. 12. 09

Einfach ins Zitat verbissen

Kunstkritik darf polemisieren und muss nicht gefallen. Aber eines darf sie nicht: unredlich sein. Dann desavouiert sie sich selbst und wird in hohem Maße unglaubwürdig. „Fascho-Chic“, „fahrlässige Dumpfheit“ – so das Vokabular des Autors. Sein erster Eindruck: „Ich wollte doch gar nicht auf den Reichsparteitag.“ Der zweite Eindruck bestätigt den ersten, so Benno Schirrmeister. Wir weisen in aller Schärfe den Faschismusvorwurf zurück. Ohnehin beißt sich die Kritik an einem Zitat von Jean Genet fest und übersieht dabei leichtfertig oder möglicherweise auch bewusst, dass Susanne M. Winterling weitere Referenzen und Kontexte zu einem Ganzen zusammenfügt. Die Ausstellung setzt sich überhaupt nicht explizit mit dem literarischen Werk oder der Biografie Genets auseinander. Schirrmeister greift ein Zitat aus dem Ausstellungskontext heraus und verabsolutiert es.

In einem Begleittext zur Ausstellung von Susanne M. Winterling heißt es: „in ihrer Ausstellung ‚…dreaming is nursed in darkness‘ verschmelzen die Inschrift eines Stifterwappens am Gebäude der Weserburg, die ursprüngliche Bedeutung des Teerhofes als Ort für die mit dem Schiffsbau verbundenen Teerarbeiten im 15. Jahrhundert, die Bedeutung des mittelalterlichen ‚Teeren und Federn‘, die Explosion eines ebenfalls am Teerhof gelegenen Pulverturms im 18.Jahrhundert und ein Zitat des französischen Existentialisten Jean Genet zu einer Installation von eigens für die Ausstellung entwickelten Arbeiten.“ Diese Interpretation interessiert Benno Schirrmeister so wenig, dass er sich mit ihr nicht auseinandersetzt.KURT NIEVERS, JOACHIM KREIBOHM für den Vorstand der GAK, BREMEN

Das Genet-Zitat ist der Ausstellungs-Titel und fungiert laut GAK „als Bindeglied zwischen den Elementen der Präsentation“. Die Redaktion.