Kommentar Burn-out: Burn-out für alle

Die IG Metall fordert, das deutsche Arbeitsschutzgesetz für den Bereich der psychosozialen Gefährdungen zu konkretisieren. Die Arbeitsministerin sollte mitziehen.

Der Fußballtrainer, der Manager, der Investmentbanker. Immer wieder rauschen Fälle prominenter Burn-out-Opfer durch die Medien. Das ist gut, einerseits; denn es stärkt das Bewusstsein für das Thema. Andererseits muss das Phänomen nun in seiner Breite erfasst werden. Denn nicht nur Prominente oder die vermeintlichen Leistungsträger leiden unter Zeitdruck, Überforderung im Job oder der Entgrenzung von Arbeit und Freizeit. Auch beim Malocher an den Bändern hat der Stress zugenommen, weil Taktzeiten verkürzt wurden. Es braucht also wirkungsvolle Ansätze, um gegenzusteuern.

Die IG Metall hat da nun einen Anfang gemacht: Die Gewerkschaft fordert, das deutsche Arbeitsschutzgesetz für den Bereich der psychosozialen Gefährdungen zu konkretisieren. Denn während akribisch ausbuchstabiert ist, welche Gefahrenstoffe oder Lärmbelästigungen maximal zumutbar sind, gibt es keine klaren Leitplanken, was das Erkennen und Vermeiden von diversen Stressfaktoren bei der Arbeit angeht. Erst mit solch einem Katalog, der die Organisation von Arbeitsrhythmen oder Projektabläufen konkretisiert, hätten Beschäftigte, Arbeitsschutzbehörden oder Betriebsräte etwas an der Hand, um gute Arbeit einzufordern.

Es ist ein komplexes Vorhaben, doch auf dem Feld der Wissenschaft ist viel Vorarbeit dafür geleistet worden. Jetzt kommt es darauf an, dieses Wissen und die Alltagserfahrungen der Beschäftigen zusammenzuführen und eine fruchtbare Diskussion zu beginnen.

Die Bundesarbeitsministerin kann diese Diskussion vorantreiben. Und beweisen, dass sie es auch wirklich ernst meint mit der guten Arbeit. Eine neue Verordnung löst zwar nicht alle Probleme, wäre aber eine erste, notwendige Konsequenz.

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Jahrgang 1976. Ist seit 2009 bei der taz und schreibt über Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie die Gewerkschaften

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