KOMMENTAR: FRIEDERIKE GRÄFF ÜBER DIE NEUEN PROFESSORINNEN
: Zukunfts–modell mit Macken

Die heutigen Universitäten sind vieles, aber kein komfortables Arbeitsfeld

Natürlich ist es eine gute Nachricht: der Frauenanteil an den Professuren hat sich in Niedersachsen und Bremen in fünf Jahren um drei beziehungsweise fünf Prozent erhöht. Und wer hier einwerfen möchte, dass die norddeutsche Bildungsprovinz vielleicht nur mangels Auswahl die akademische Minderheit Frau fördert, sei darauf verwiesen, dass die wenig anfechtbare FU Berlin auf der Gleichstellungstabelle Platz eins besetzt.

Für Niedersachsen und Bremen ist der hohe Frauenanteil doppelt erfreulich: er ist ein Erfolg der Gleichstellungsbemühungen – und darüber hinaus auch eine Frage bloßen Eigennutzes jenseits aller Geschlechtergerechtigkeit: Wer sich heute als Laboratorium für familiengerechtes Arbeiten zeigt, hat die Zukunft auf seiner Seite.

Dennoch bleibt eine skeptische Frage zu stellen: Bisher erfuhren die Berufe, die zunehmend auch von Frauen ergriffen wurden, zuverlässig eine soziale Abwertung. Bestes Beispiel sind die LehrerInnen. Die heutigen Universitäten sind vieles, aber kein komfortables Arbeitsfeld und zumal in den Geisteswissenschaften eher ein Roulettespiel denn eine gesicherte Berufslaufbahn. Komfortabler sind die nach wie vor männlich dominierten Naturwissenschaften ausgestattet. Bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich die Frauen orientieren – und welche Karriere die Fächer machen, in denen sie eine Rolle spielen.