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ADAC-Experte über Elektroautos"Es muss sicher und bezahlbar sein"

Christian Buric vom ADAC über Elektroautos als Alternative für Städter, Fahrzeugpreise und warum Menschen in Mietwohnungen im Zweifel im Nachteil sind.

Wie weit reicht der Akku? Neue Fragen für Autofahrer. Bild: dapd
Interview von Richard Rother

taz: Herr Buric, die Bundesregierung will bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos in Deutschland auf die Straße bringen. Derzeit sind es nicht einmal 3.000. Woran hapert es?

Christian Buric: Wir müssen viel mehr als bislang die Sicht der Verbraucher in den Mittelpunkt rücken. Bislang standen ja eher die Interessen von Industrie und die Politik im Fokus. Aber: Wenn die Verbraucher, also die Autofahrer, nicht mitmachen, wird das Ziel nicht erreicht.

Was wünschen sich denn die Verbraucher?

CHRISTIAN BURIC

Der 43-Jährige ist Experte für "Test und Technik" beim Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC).

Ein Elektroauto muss sicher und bezahlbar sein. Und bei Komfort, Reichweite und Platzangebot darf es keine großen Abstriche gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen geben. Im Moment hapert es vor allem am Preis. Elektroautos sind für den Otto Normalverbraucher zu teuer.

Und die Sicherheit? Manch einer fürchtet sich vor auslaufenden Batterien bei Unfällen.

Wir vom ADAC waren die Ersten, die beim I-Miev von Mitsubishi einen Crashtest durchgeführt haben. Wir können sagen: Das Auto ist sicher. Auch der Opel Ampera ist nach bisherigem Erkenntnisstand sicher. Für die Verbraucher sind solche Tests sehr wichtig. Auch bei Erdgas- und Autogas-Autos konnten wir mit unseren Tests die ursprünglich vorhandenen Ängste der Autofahrer abbauen.

Wie sieht es mit der Alltagstauglichkeit der E-Autos aus?

Ein Problem ist das Aufladen der Batterie, das viel Zeit in Anspruch nimmt. Wer in einer Mietwohnung wohnt und keine Garage hat, könnte sein Auto derzeit zu Hause nicht aufladen. Das ginge nur an Ladestationen, etwa in Parkhäusern, während man einkaufen geht, oder in der Firma, wenn man arbeitet.

Gibt es überhaupt genügend Ladestationen?

Da im Moment nur wenige Elektrofahrzeuge auf der Straße sind, reichen die Ladestationen. Aber deren Zahl müsste natürlich stark steigen, wenn wir viele E-Autos bekommen. In Zukunft könnte sich auch die Möglichkeit der Schnellladung durchsetzen: Wenn die Batterie in zehn Minuten voll wäre, wäre das toll. Daran sollten die Hersteller mit Hochdruck arbeiten.

Werden sich die Mobilitätsvorstellungen durch Elektrofahrzeuge ändern?

Ja, auf jeden Fall. Man muss viel mehr planen: Wie weit kann ich fahren, wann und wo kann ich aufladen, muss diese Fahrt wirklich sein? Solche und ähnliche Fragen werden sich die Verbraucher viel häufiger als bislang stellen. Für die Bewohner von Städten ist das Elektroauto dennoch eine gute Alternative zum herkömmlichen Auto.

Wer soll denn die vielen Elektroautos kaufen?

Dass private Verbraucher im großen Stil zugreifen, ist derzeit nicht vorstellbar. Da müssen schon große Unternehmen und Behörden vorpreschen, die über einen Fuhrpark verfügen.

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3 Kommentare

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  • Z
    Zafolo

    Elektroautos sind zwar in aller Munde. Fahren tut sie aber kaum keiner. Sie sind eine schöne ökologische Fiktion, Ein Ausflucht aus der harten Realität, dass die Automobilindustrie wie wir sie heute kennen bei Benzinpreisen vgon absehbar über zwei Euro keine Zukunft mehr hat.

     

    Der wesentliche Grund sind die viel zu hohen Kosten und das wird auch so bleiben. Der Sprit wird zwar mit Sicherheit noch deutlich teurer werden, wegen dem sich verknappendem Öl. Aber das heißt eben auch, dass auch Essen und Heizung teurer werden, beides ist definitiv wichtiger als ein Auto.

     

    Hinzu kommt, dass Elektroautos besonders in dem Bereich besonders gut sind, in dem man realistisch betrachtet gar keinen PKW braucht: Kurze Strecken in der Stadt. In Städten wie Berlin etablieren sich heute Lieferdienste, die vor Möbelhäusern bereitstehen und die verbleibenden Gründe für ein Auto immer weniger werden lassen.

     

    Andere Arten von Elektromobilität werden sich dagegen durchsetzen, da sie sich ökonmomisch weit eher rechnen. Zum Einen wird mit weiter stark steigenden Ölpreisen der elektrifizierte ÖPNV und der Gütertransport auf der Schiene immer attraktiver. Hinzu kommt, dass mit Oberleitungsbussen bewährte und effiziente Lösungen bereitstehen, die das Verlegen neuer Schienenstrecken ersparen.

     

    Und als Drittes erleben wir einen Boom der Elektrofahrräder, die eben nicht nur für ältere Menschen bequemer sind sondern den Aktionsradius von Fahrrädern beachtlich erweitern, auf einen Radius der für den weit überwiegenden Teil der täglichen Wege sehr vieler Menschen ausreichend ist.

  • A
    Autofahrer

    Genau so sieht's aus, Branko. In Israel wird momentan das Netz mit den Wechselakkus (Better Place ) aufgebaut. Natürlich ist es dort wesentlich einfacher das es ein sehr kleines Land ist und man nicht so große Entfernungen überwinden muss wie z.B. in Deutschland. Aber ich hoffe das andere Länder von Israel lernen werden. Ich würde mir sofort ein Elektroauto zulegen, aber hier in Deutschland hapert's halt an der Infrastruktur. Und die Preise sind auch noch zu hoch. Gerade Leute mit geringem Einkommen können sich kein Elektroauto leisten. Ich hoffe ja das die Linken endlich da mal was machen. Individualverkehr muss für alle Bürger möglich sein, Geringverdiener dürfen da nicht ausgeschlossen werden!

  • B
    Branko

    Ladestationen werden die Zukunft blockieren.

     

    Wechselakkusysteme müssen spruchreif werden - doch das Thema scheint offensichtlich gemieden zu werden.

     

     

    Wenn ich schon immer diese Kabel mit Steckern sehe - Strippe in den hinteren Kotflügel halten ist das Bild, was der breiten Mehrheit im Kopf sitzt.

     

    Wer hat denn Bock, sein Auto wenn's leer ist, 8h an die Tanke zu stellen?

    Fernfahrten sind so ganz ausgeschlossen.

     

    Genormte Wechselakku-Module braucht's.

    Am besten mit nem Pfandsystem.

     

    Mit einer ent. Einrichtung (automatischer Akkuwechsler) ist ein solcher Akku binnen weniger Sekunden vollautomatisch gewechselt und mittels computergestützer Codeerkennung per Kreditkarte abgerechnet - geht schneller als tanken, und man müsste aus dem Auto nur aussteigen, wenn man sich was im Kisok kaufen wollte.

     

    Ferner hätte ein solches Pfand-Wechsel-Akkusystem auch den Vorteil, daß quasi jeder eine eigene Tankstelle aufmachen könnte:

    Ein Bauer pflanzt seine Brach-Wiese z.B. mit PV-Modulen voll und stellt ne Ladestation mit Wechselautomat bereit.

     

    Aber das würde ja freie Marktwirtschaft bedeuten und das Monopol der Ölkonzerne gefährden - und das will ja niemand.