Niedersachsen bleibt jägerfreundlich

ANTRITTSBESUCH Hatten die Grünen im Wahlkampf noch angekündigt, Jagdzeiten zu verkürzen, setzt Landwirtschaftsminister Christian Meyer vor der Jägerschaft auf Dialog. Die CDU-Stammklientel freut’s

„Ich bin kein Jagdgegner, ganz im Gegenteil“

CHRISTIAN MEYER, GRÜNER MINISTER

Riesige Geweihe und andere Jagdtrophäen an der Wand, ein prall gefüllter Saal mit 400 Menschen, meist Männer mit grauen Haaren und grünen Jacken, dazu die Klänge der Jagdhornbläser zum Empfang – der neue niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer hat sich am Samstag in Bergen der versammelten Jägerschaft vorgestellt. Wer dachte, dass hier im Landkreis Celle zwei Welten aufeinander prallen würden, sah sich getäuscht. Meyer zeigte sich mit Aussagen wie „Ich bin kein Jagdgegner, ganz im Gegenteil“ als dialogbereiter Grüner und zum Dank gab es freundlichen Beifall von den Jägern, die als Stammklientel der CDU gelten.

Viele Zuhörer schienen erleichtert, gab es doch Befürchtungen, die neue Landesregierung könne deutlich schärfere Jagdbedingungen einführen. So forderten die Grünen in ihrem Wahlprogramm, die Liste der jagdbaren Arten sowie die Jagdzeiten zu verkürzen. „Es geht nicht um Rehe, Hirsche und Wildschweine, da muss die Jagd eher intensiviert werden, zum ökologischen Schutz der Wälder“, relativierte Meyer nun. Die bestehende Liste der jagdbaren Arten müsse aber überprüft und wegen der Zuwanderung von Arten wie dem Waschbär vielleicht auch ausgeweitet werden.

Er kündigte eine Änderung des Jagdgesetzes an. „Wir haben dafür kein fertiges Konzept, sondern setzen auf den Dialog mit den Jägern, Kommunen sowie Tierschutz- und Umweltverbänden.“ Einsetzen will Meyer sich dafür, dass bei der Jagd künftig ausschließlich bleifreie Munition verwendet wird. Gerüchte, wonach die rot-grüne Landesregierung eine Waffensteuer einführen wolle, nannte er Quatsch. Im Wahlprogramm hatten die Grünen ein Fallenverbot bei der Jagd gefordert – Meyer distanzierte sich davon. „Wir wollen das nicht komplett streichen, sondern es geht um den tiergerechten Einsatz von Fallen“, sagte er. Diskutieren will er mit den Beteiligten, in welchen Natur- und Vogelschutzgebieten künftig die Jagd möglich sein soll. Im Wahlprogramm war noch vom Vorrang der Natur vor menschlichen Nutzungsinteressen in Schutzgebieten gesprochen worden.

„Der Minister hat sich gut verkauft. Ich bin mit seinen Vorstellungen zur Jagd in Niedersachsen erst mal zufrieden“, sagte Jäger Dieter Lüddecke aus Lachendorf, dem auch Meyers Bekenntnis, er sei kein Vegetarier und esse auch Wild, gefallen hatte.

Niedersachsen gilt in Deutschland wegen der größten Jagdflächen und dem größten Wildaufkommen als Jagdland Nummer eins. 60.000 der bundesweit rund 357.000 Jagdscheininhaber kommen aus Niedersachsen.  JOACHIM GÖRES