Nordderby: Werder ist ein bisschen böse

Dass Werder Bremen sein Potenzial ausschöpft, hat Tradition, dass der HSV unter seinen Möglichkeiten bleibt, soll sich ändern - nächstes Jahr.

Wie viel besser als der SV Werder Bremen muss der Hamburger SV sein, um zu gewinnen? Viel besser! Ein bisschen besser, zum Beispiel gegen einen 20-jährigen Innenverteidiger und zwei 18-Jährige auf der linken Außenbahn, reichen nicht. Der SV Werder macht seit Jahrzehnten - nicht nur mit dem HSV - häufig die Erfahrung, dass der vermeintlich bessere Gegner nicht gewinnt.

Werder schafft es seit Jahrzehnten insbesondere in engen Spielen, sein Potenzial auszuschöpfen. Vielleicht noch ein bisschen mehr. Das ist eine Leistung. Spieler kommen und gehen, die Fähigkeit, sich als Mannschaft in ein Spiel zu verbeißen, nicht aufzugeben, auch wenn es aussichtslos scheint, alles herauszuholen und dabei noch ordentlichen Fußball zu spielen, schafft der SV Werder fast immer.

Der SV Werder ist ein Stein, sperrig, kantig, er tut weh, er vermiest dem Gegner das Spiel. Der SV Werder gibt nichts her, der Gegner muss sich alles holen. Der SV Werder ist giftig, seine Augen funkeln, er ist ein bisschen böse, weiß genau, wann wer wie zu foulen ist. Der SV Werder läuft viel, kämpft, arbeitet. Beim Derby noch mehr.

Der HSV schafft es seit Jahren nicht, sein Potenzial auszuschöpfen. Immer ist irgendwo der Wurm drin. Es passt nie zusammen. Marcell Jansen im linken Mittelfeld weiß nicht, was er tun soll, wenn ihn sein linker Außenverteidiger Dennis Aogo überholt. Soll er ins zentrale Mittelfeld aufrücken? Oder in den Sturm? Jacopo Sala geht es auf der anderen Seite mit Dennis Diekmeier ähnlich. Die Idee mit den stürmenden Außenverteidigern ist gut, Barcelona und Dortmund machen das auch. Aber dann müssen alle mehr laufen. Nicht die Stärke des HSV, Laufen.

Spieler kommen und gehen, Trainer auch, aber die Fähigkeit, unter ihren Möglichkeiten zu bleiben, hatten fast alle HSV-Teams der vergangenen zehn Jahre. Das ist auch eine Art Leistung.

Werder und der HSV haben unterschiedliche Kulturen in ihren Vereinen etabliert. Thomas Schaaf kann viel Geduld mit einem Spieler haben, wenn er vermutet, dass der irgendwann kapiert, was er von ihm will. Möglich, dass der hoch talentierte Bankdrücker Marko Marin es noch kapiert, oder enfant terrible Marko Arnautovic. Der HSV - mehr Schein, große Namen, weniger Siege - will seine Kultur ändern. Wer hinguckt, sieht, mit welchen Spielern das nicht geht.

Thorsten Fink hat Spieler, die was ändern wollen, und andere. "Nächste Saison sehen wir weiter", meint er nach der Niederlage gegen Werder. Der Blick in die Zukunft sagt nichts Gutes über die Gegenwart.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.