Washington sucht eine Militärbasis

ZENTRALASIEN Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan sind gegen US-Stützpunkte

Kirgistan und Tadschikistan hängen am russischen Tropf. Ohne Moskau geht nichts

BISCHKEK taz | Keine Basis in Sicht. Die USA suchen händeringend nach einem Militärstützpunkt in Zentralasien nach dem Ende des militärischen Rückzuges aus Afghanistan. Der US-Gesandte Robert Blake besuchte unlängst erneut Tadschikistan. Aber der Präsident des zentralasiatischen Landes an der afghanischen Grenze, Emomali Rachmon, mauert. Die USA würden für den Rückzug die tadschikische Infrastruktur ja noch nicht einmal nutzen, erklärte Blake nach dem Treffen mit Rachmon in Duschanbe verschnupft.

Dabei führt von der tadschikischen Hauptstadt eine neu asphaltierte Straße über eine 2006 mit amerikanischem Geld errichtete Brücke direkt in die nordafghanische Stadt Kundus, wo neben der deutschen Bundeswehr auch die US-Truppen stationiert sind. Weniger als vier Stunden dauert die Fahrt. Bisher geht der Treibstofftransport über den Grenzfluss Pjansch. Über die Region zwischen Kaspischem Meer und Chinas Grenze verläuft die Nordversorgungsroute der Nato für den Afghanistankrieg und die USA brauchen dort eine Alternative. Bisher operieren die Militär- und Transportmaschinen der US-Luftstreitkräfte von dem Flughafen Manas in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek aus. Aber damit ist nach 2014 Schluss. Der kirgisische Präsident Almasbek Atambajew will nicht verlängern.

Er steht bei Russland im Wort. Moskau sicherte sich 2012 in Kirgistan und Tadschikistan auf Jahrzehnte die Militärpräsenz und wünscht keine Konkurrenz mit der westlichen Supermacht. Russland hat im letzten Jahr zudem ein Milliarden US-Dollar schweres Investitionsprogramm in die kirgisische Wasserkraft zugesagt und Atambajew will den Kreml nicht vergrätzen.

Sein Vorgänger Kurmanbek Bakijew nahm 2009 von Russland Geld für das Versprechen, die USA aus dem Land zu werfen. Doch der US-Stützpunkt blieb. 2010 wurde Bakijew gestürzt. Russland soll dabei die Hände im Spiel gehabt haben. Wie Kirgistan hängt auch Tadschikistan am russischen Tropf, und gegen Moskaus Veto geht nichts.

So bleibt den USA nur Usbekistan – ebenfalls ein schwieriges Pflaster. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 bezogen die USA unweit der usbekischen Stadt Karschi eine Basis. Nach dem Massaker von Andischan 2005 mussten die USA, die das brutale Vorgehen des autoritären Herrschers Karimow scharf kritisiert hatten, das Land verlassen. Zwar haben sich die Beziehungen Washingtons zu Taschkent verbessert und das US-Militär nutzt den usbekischen Landweg für die Truppenversorgung und den Rückzug. Vor allem über den Schienenweg, der bis zur afghanischen Stadt Masar-i-Scharif reicht, wird ein Großteil des Rückzugs aus Afghanistan verlaufen.

Die USA hätten Usbekistan ungeachtet der anhaltenden Menschenrechtsverletzungen als wichtigsten Partner auserkoren und es sei nun keine Kritik aus Washington zu erwarten, sagt eine gut informierte Quelle. Washington soll sogar bereit sein, Waffen in Usbekistan zurückzulassen. Aber bisher ziert sich die usbekische Führung bei der Militärbasis. Anders als Tadschikistan und Kirgistan versucht Karimow zwar Moskau auf Distanz zu halten. Doch dem 75-jährigen Präsidenten scheint eine neue US-Basis im Land nicht geheuer zu sein.

MARCUS BENSMANN