Keine Endgültigkeit

Der diesjährige renommierte Kunstpreis „junger westen“ geht an ehemalige Graffitisprayerin Kalin Lindena

Von Mauern an Kunsthallen-Wände. Graffiti mutiert zum musealen Stilmittel. Der traditionsreiche Kunstpreis „junger westen“ der Stadt Recklinghausen geht in diesem Jahr an die Malerin Kalin Lindena. Die 1977 in Hannover geborene Künstlerin erhält die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung. Ihre Arbeit sei beispielhaft „von Offenheit und Prozesshaftigkeit“ geprägt, heißt es in der Jurybegründung. Beeinflusst durch ihre Zeit als Graffitisprayerin erreichten die Bilder von Kalin Lindena „nie einen Zustand der Endgültigkeit“.

Die heute mit Ölfarbe, Buntstiften und Beize arbeitende Künstlerin lebt derzeit in Hamminkeln am Niederrhein, wo sie Stipendiatin auf Schloss Ringenberg ist. In diesem Jahr hatten sich fast 400 Künstlerinnen und Künstler um die Auszeichnung beworben. Arbeiten der Preisträgerin und von 20 weiteren Künstlern sind ab Sonntag in der Kunsthalle zu sehen.

Der alle zwei Jahre ausgeschriebe Kunstpreis „junger westen“ wird seit 1948 von der Stadt Recklinghausen vergeben und erinnert an die in der Ruhrgebietsstadt gegründete einflussreiche Künstlergruppe mit gleichem Namen. Es war der erste Kunstpreis, den eine Kommune nach dem Zweiten Weltkrieg vergab. Unter den ersten Preisträgern finden sich renommierte Namen wie Gerhard Richter, K.O. Götz und Emil Schumacher.

Franz Große-Perdekamp, der damalige Leiter des heimatkundlichen Museums in Recklinghausen, versammelte nach Ende des Zweiten Weltkriegs Künstler des rheinisch-westfälischen Raums und regte sie an, sich als Gruppe zu formieren. Der »junge westen« war geboren, ohne dass man sich einem tatsächlichen Programm verpflichtet fühlte.

Im Zentrum der Gruppe standen Gustav Deppe und Thomas Grochowiak, später langjähriger Direktor der Recklinghäuser Museen, Emil Schumacher, und Ernst Hermanns als einziger Bildhauer. 1950 richtete die Stadt dann die Städtische Kunsthalle im ehemaligen Hochbunker am Hauptbahnhof ein, um die 1947 gegründeten Ruhrfestspiele mit Kunst zu erweitern. DPA/PEL