Autorin Isolde Charim über ihr Lebenskonzept: Raus aus der Lustfeindlichkeit
Isolde Charim über Lebensentwürfe und Fantasien der neuen Ökologiebewegung – und worin ihre Chancen und Gefahren begründet liegen.
taz: Was macht das gute Leben aus?
Isolde Charim: Das gute Leben beginnt damit, dass man diese Frage überhaupt stellt. Dazu gehört, dass es in der heutigen Zeit keine Verpflichtung auf ein gutes Leben mehr gibt, und auch keine inhaltliche Bestimmung, worin dieses gute Leben besteht. Das ist Chance und Gefahr zugleich.
Gibt es also keinen Zwang, „gut“ zu leben?
Nein, den gab es auch nie – sondern nur Definitionen, was das gute Leben sein kann. Nun gibt es diese Vorschriften nicht mehr. Ich glaube, dass das gerade für Frauen eine große Befreiung bedeuten kann.
Jahrgang 1959, lehrt am Philosophischen Institut der Universität Wien. Als freie Publizistin veröffentlicht sie in unterschiedlichen deutschen und österreichischen Printmedien. Ihre Kommentare erscheinen regelmäßig in der österreichischen Tageszeitung „Standard“ und im Kulturteil der taz.
Ist das gute Leben auch eine moralische Frage?
Die Verbesserung der Welt muss kein rein moralischer Diskurs sein. Ich halte die Verbindung von moralischen und ökologischen Kriterien sowie solchen der Effizienz für eine große Chance, weil man so das Appellative der Moral umgehen kann und es eben dennoch in moralischer Hinsicht wirkungsvoll ist.
Sie meinen vielleicht auch die Lustferne der Ökos?
Aus der sich die Ökobewegung gerade herausbewegt hat. Bewusst Konsumieren heißt ja nicht, zu verzichten, sondern andere Konsumentscheidungen zu treffen. Das ist ein Lebenskonzept, keine Frage einzelner Entscheidungen, die gestern oder vorgestern gefallen sind.
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