Werder Bremen gegen FC Augsburg: Eine Halbzeit macht Hoffnung

Bremen spielt gegen Augsburg 1:1 (0:0) unentschieden und verliert zwei Punkte im Rennen um die Europa-League-Plätze. Die junge Not-Elf von Werder zeigt in der zweiten Hälfte, was für Talente der Verein hat.

Torschütze und damit beinahe Matchwinner: Werders Nachwuchs-Stürmer Niclas Füllkrug. Bild: dpa

BREMEN taz | Ziemlich genau eine halbe Stunde lang durfte sich Niclas Füllkrug am Samstag wie der König von Bremen fühlen. Der erst 19 Jahre alte Stürmer hatte Werder Bremen nach gut einer Stunde gegen den FC Augsburg mit 1:0 in Führung gebracht. Nach seinem ersten Bundesligator bei seinem Debüt in der Startelf war der Teenager kaum einzufangen von den Kollegen.

Dann gönnte ihm Trainer Thomas Schaaf auch noch die Standing Ovations der Fans, als er den vermeintlichen Matchwinner in der 87. Minute vom Platz nahm. Füllkrug hatte sich gerade erst die Trainingsjacke übergestreift, als er mit ansehen musste, wie Augsburgs Kapitän Paul Verhaegh in der Nachspielzeit den Ball noch irgendwie zum 1:1-Ausgleich über die Linie wurschtelte. Für den Aufsteiger war das ein wichtiger Punktgewinn im Abstiegskampf. Für die arg ersatzgeschwächten Bremer, die mit einer Not-Elf spielten, waren es definitiv zwei verlorene Punkte im Bestreben, einen der begehrten Europa-League-Plätze zu erreichen.

Und Niclas Füllkrug war nach dem Spiel richtig in der Bredouille, als er in der Mixed-Zone Rede und Antwort stehen sollte. Man sah ihm deutlich an, dass er sich noch immer wie ein Schneekönig über seinen Treffer freute, aber er wusste dann doch, dass er das nicht so richtig zeigen durfte. Egomanen, die trotz eines unbefriedigenden Spielausgangs zufrieden mit sich und der Welt sind, müssen damit rechnen, in der Mannschaft erst einmal verschissen zu haben. „Der Moment nach dem Tor war der beste in meinem Leben, das war der Hammer. Aber das Gegentor so kurz vor Schluss war natürlich ganz bitter.“ Und mit treuherzigem Augenaufschlag versprach er: „Ich werde bestimmt nicht feiern gehen heute Abend.“

Die Gäste hingegen feierten schon im Kabinengang das „Happy-End“, wie Trainer Jos Luhukay es nannte. Und Augsburgs Manager Andreas Rettig gab zu: „Das war Glück ohne Wenn und Aber.“ Das ehrt den Mann, waren seine Augsburger in der ersten Halbzeit doch das eindeutig bessere Team gegen die jüngste Werder-Mannschaft, die je in der Bundesliga aufgelaufen ist. Der FC Augsburg hatte die klarere Chancen, die klarere Linie im Spiel. „Da war viel Sand im Getriebe bei uns, da war viel Stotterei“, sagte Schaaf. Es sei so eine Halbzeit gewesen, so der Trainer, bei der sich die Spieler bei der Videoanalyse fragen würden: Warum hab ich das bloß gemacht?

Der Trainer hatte in der Halbzeitpause ganz offensichtlich nicht nur danach gefragt, sondern seinen Youngstern auch mit auf den Weg gegeben, wie sie es besser machen können.

Und als Füllkrug Augsburgs Keeper Simon Jentzsch mit seinem trockenen Schuss aus rund 20 Metern bezwang, hatte Werders Rumpftruppe auch die bis dato fehlende Sicherheit im Spiel gefunden. „Wie die Mannschaft es in der zweiten Hälfte angepackt hat, dafür kann ich ihr nur höchstes Lob aussprechen“, sagte Schaaf.

Das Spiel brachte die Erkenntnis, dass es ohne die Arrivierten noch lange nicht reicht. Denn, bei allem Respekt vor den wackeren Gästen, es war eben Augsburg und nicht Bayern, Schalke oder Leverkusen. Aber die Partie machte gleichzeitig auch Hoffnung, denn mit jedem Spiel in der Bundesliga entwickeln sich Nachwuchstalente wie Niclas Füllkrug oder die viel versprechenden Defensivspieler Tom Trybull und Florian Hartherz ein Stück weiter und beleben den Konkurrenzkampf in der Mannschaft.

Und dass Schaafs junges Team die Führung nicht über die Zeit brachte, hatte einerseits damit zu tun, dass es ihnen naturgemäß noch an Cleverness und Erfahrung fehlt. Es lag aber auch daran, dass Schiedsrichter Markus Wingenbach in der Schlussphase „komplett die Übersicht verloren hat“, wie es ein ziemlich angefressener Bremer Geschäftsführer Klaus Allofs formulierte. Der Unparteiische entschied in der Tat ziemlich vogelwild zum Nachteil der Bremer in seine Pfeife oder er ließ es eben bleiben, wenn es angebracht gewesen wäre. Und weil sich Allofs gerade in Rage geredet hatte, schob er nach: „Es ist mir scheißegal, wie unsere Konkurrenten gespielt haben oder noch spielen. Zwei Punkte mehr hätten ein Polster im Kampf um die Europa-League-Plätze bedeutet.“

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