Raus aus dem Vergnügen

KULTUR Der Betreiber des nun „Kult“ genannten Waldau-Theaters und der Musical-Academy, Thomas Blaeschke, hat wieder mal Insolvenz angemeldet

Im Januar noch ließ sich Blaeschke als „Multitalent“ feiern

Es ist eiskalt im Bremer Waldau-Theater an der Waller Heerstraße, die SWB hat den Strom abgedreht. Offenbar hat der Betreiber des Musicals, Thomas Blaeschke, seit längerem die Rechnungen nicht bezahlt. In der vergangenen Woche hat er für seine neue Firma „Kult Events and Artists gGmbH“ Insolvenz angemeldet.

Schon wieder, sagen Kenner der Kulturszene – die letzte der nun vier Insolvenzen liegt kaum ein Jahr zurück. Zwischendurch hatte Blaeschke versucht, mit seinem alten Konzept weiterzumachen – offenbar wirtschaftlich erfolglos. An der hinteren Eingangstür klebte gestern ein kleiner, handgeschriebener Zettel: „Die Vorstellung ‚Masche und der Bär‘ am 4. 3. 13 um 17 Uhr findet im Bürgerzentrum Vahr statt“, steht darauf. Und weiter: „Ihr Kult-Team“. Als ob Besucher, die kurz vor 17 Uhr nach Walle kommen, dann mal eben in die Vahr weiterfahren können.

Blaeschke ist ein Multi-Talent, vor allem im Marketing in eigener Sache. In der Januar-Ausgabe der Hotel-Zeitschrift Brillant wird er in einem langen Text als „Multitalent“ gefeiert: Ein großes Foto zeigt ihn am Klavier, er sei „Intendant des Kult-Theaters“ und der „Bremer Musical Company“ (BMC), heißt es da, Direktor der European Musical Academy, aber seine „Hauptbeschäftigung“ (Blaeschke über Blaeschke) sei es, zu komponieren – eben die Musicals, die seine Company aufführt. Er habe Menschen um sich herum, die seine Leidenschaft für die Musik und sein Engagement teilen, schwärmt er.

Dabei ist das Geschäftsmodell einfach: Er lockt Musical-SchülerInnen mit seiner „Academy“ und lässt sie für geringes Geld spielen – immer wieder gab es auch Beschwerden, dass Gagen gar nicht bezahlt wurden.Schlagzeilen machte er auch, als er sich zur Truppen-Belustigung der Bundeswehr in Afghanistan engagieren ließ.

Bei seiner letzten Insolvenz hat Blaeschke die Immobilie, die er auf Sparkassen-Kredit erworben hatte, an einen türkischen Geschäftsmann verkauft – unter der Auflage, dass sein Musical-Theater Untermieter bleibt. Seitdem finden dort türkische Hochzeiten und andere Feiern statt. Als Blaeschke vor einigen Monaten den großen Werbe-Schriftzug „Waldau“ an dem Theatergebäude durch sein „Kult“ ersetzen lassen wollte, stellte sich der türkische Hausbesitzer quer. „Waldau“ ist eben in ganz Bremen eine Adresse, so war sein Argument. Und er hatte als Vermieter damals schon leise Zweifel, wie lange es Kult geben würde. So heißt es heute noch hoch oben an der Hauswand: „Waldau-Theater – rein ins Vergnügen“.

Am Telefon des Kult-Musicaltheaters läuft ein Band, das darum bittet, eine Mail zu schicken. Blaeschke selbst ist nicht zu erreichen.  kawe