: Klimaschutz freut Versicherungen
Finanzdienstleister entdeckten das Klimarisiko und setzen auf Nachhaltigkeit
HAMBURG taz ■ „Die Zukunft gehört erneuerbaren Energien.“ Zu diesem Schluss kommen keine Öko-Aktivisten, sondern dies sagen Volkswirte der Dresdner Bank anlässlich der UN-Klimakonferenz in Montreal. Das Kioto-Protokoll zeigt Wirkung in der Geldbranche und lässt viele Finanzdienstleister umdenken. Banken und Versicherungen steigen auf Nachhaltigkeit um.
Sorgen über wärmeres Wetter machen sich Rückversicherungen wie die Münchener Rück und Swiss Re bereits seit den Siebzigerjahren. Die globalen Rückversicherer waren als erste Finanzdienstleister von den steigenden Kosten durch Naturkatastrophen direkt getroffen. Bei der Münchener Rück und bei der Victoria Versicherung besteht der eigene Aktienbestand heute bereits zu etwa 80 Prozent aus nachhaltigen Wertpapieren.
Mit dem Handel von Emissionszertifikaten zur Reduktion von Treibhausgasen entsteht für Banken, Börsen und Broker ein neuer Zukunftsmarkt. Immer öfter investieren auch institutionelle Anleger in nachhaltige Geldanlagen. Allein in Produkten auf Basis des Dow-Jones-Nachhaltigkeitsindex DJSI wurden etwa 75 Milliarden Dollar angelegt. Die Protagonisten der Branche versichern, dass es nicht um den schnellen Euro gehe, sondern dass ein Umdenken begonnen habe. „Nachhaltigkeit soll zum Mainstream werden.“
Nachhaltigkeit ist freilich nicht gleich Öko. „Sustainable Development“ wurde 1987 in dem UNO-Bericht der Brundtland-Kommission definiert als „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt“, ohne das dies auf Kosten künftiger Generationen geht. In den Nachhaltigkeits-Indizes und -Fonds finden sich dann auch die Aktien von ganz normalen Konzernen wie Adidas, BMW oder Siemens. Dagegen setzen viele der meist kleineren 110 ökologischen und ethischen Investmentfonds in Deutschland auf schärfere Kriterien, ganz ohne Atomstrom und Rüstung oder auf erneuerbare Energien. In der Realität der Kapitalmärkte sind die Grenzen jedoch fließend. So gilt Shell weltweit als einer der größten Investoren in Sonnenenergie. HERMANNUS PFEIFFER