„Pragmatischer geworden“

Vortrag über Historie und Struktur von Greenpeace

■ 61, Fundraiser bei Greenpeace. Zuvor war er Bildungsreferent beim CVJM (Christlicher Verein junger Menschen).

taz: Herr Wallmeyer, was gibt es über Greenpeace noch Neues zu erzählen?

Gerhard Wallmeyer: Substanziell Neues nicht, aber ich war von Anfang an bei Greenpeace dabei und habe sehr genau verfolgt, wie sich Philosophie und Methoden verändert haben. Und nichts von dem, was ich sagen werde, ist bislang irgendwo publiziert.

Inwiefern haben sich die Methoden verändert?

Insofern, als sich die geographischen Schwerpunkte verlagert haben. Denn Greenpeace hat zwar dazu beigetragen, dass in Deutschland die Flüsse sauberer wurden. Dafür produzieren deutsche Konzerne jetzt aber zum Beispiel in China Kleidung und verschmutzen dort die Umwelt. Sie haben das Problem quasi exportiert – und unsere Kampagnen folgen ihnen.

Aber in China ketten sich Greenpeacer nicht an Schornsteine.

Nein, dann würde man sofort verhaftet – weshalb wir die Arbeit aufgeteilt haben. Die chinesischen Greenpeacer liefern die Fakten, und wir starten Marktbeeinflussungskampagnen gegen bestimmte Marken, damit sie auf ihre chinesischen Produzenten Druck ausüben.

Sie halten diese Vorträge seit den 1980er Jahren. Hat sich das Publikum seither verändert?

Die Leute stellen heute andere Fragen. Damals wollten sie wissen, wie unsere Entscheidungsprozesse ablaufen und aus welcher Motivation heraus wir handeln. Welches unser politisches Glaubensbekenntnis war. Heute dagegen sind die Menschen pragmatischer. Sie wollen wissen, wie man Dinge durchsetzen und sich gegen Umwelt verschmutzende Industrieriesen durchsetzen kann.  INTERVIEW: PS

Vortrag „Geschichte und Aufbau von Greenpeace“: 19.30 Uhr, Greenpeace Infoladen, Lattenkamp 13