Plattdeutsch ist reif für die Uni

Die Bremer Uni bietet jetzt auch Plattdeutsch-Seminare an. Aber nicht der Spracherwerb, sondern die wissenschaftliche Forschung steht im Vordergrund

Bremen taz ■ „Plattdüütsch an de Hooge School“ – das ist die Neuigkeit, die gestern die Bremer Universität vermelden konnte. Soll heißen: Das Fach Niederdeutsch ist jetzt im Lehrangebot der Universität fest verankert. Die Uni Bremen und das Institut für niederdeutsche Sprache (INS) schlossen einen entsprechenden Kooperationsvertrag über die wissenschaftliche Zusammenarbeit ab.

Acht Millionen Menschen sprechen Platt, mehr als 150 Bücher erscheinen jährlich in der bedrohten Sprache. „Das Niederdeutsche darf nicht verloren gehen“, sagte John Bateman, Dekan des Fachbereichs Sprach- und Literaturwissenschaften, denn Sprache gehe immer auch mit Identität einher.

Pro Semester werden bis zu drei Lehrveranstaltungen angeboten, Spracherwerbskurse seien allerdings nicht vorgesehen. Von den Studierenden würden zwar keine Vorkenntnisse des Plattdeutschen verlangt, so Frerk Möller, Lehrbeauftragter für Soziolinguistik. Dennoch müssten sie auch niederdeutsche Texte analysieren können.

Bereits in der Vergangenheit hat es vereinzelte Kurse zur niederdeutschen Sprache an der Bremer Universität gegeben. Im vergangenen Semester waren insgesamt 25 StudentInnen eingeschrieben, im laufenden Semester sind es 40.

Bateman führt diesen Zulauf auf ein wachsendes Interesse an Kleinsprachen zurück. Auch die Globalisierung trage ihren Teil zum Interesse an solchen Sprachen bei. „Sie weckt die Sehnsucht nach dem Einfachen“, so Reinhard Goltz vom INS.

Monika Sowinska