SOUNDTRACK

Die Band heißt Iamdynamite, aber ein großer Rumms klingt sicherlich anders. Das aus der Nähe von Detroit stammende Duo kann eher als eine – allerdings äußerst rhythmisch vor sich hin knallende – Matte Piepmanscher verstanden werden. Ergo: mit minimalem Mitteleinsatz wird maximaler Ertrag erzielt. Der eine Chris (Phillips) stattet die Songs mit einem stets treibenden Beat aus, der andere Chris (Martin) zaubert schöne und freundliche Gesangsmelodien auf dieses mitreißende Gerüst, beide zusammen ergänzen das nicht eben komplexe Geschehen mit effektvoll gesetzten Shalalas. Und als hätte man viel mehr auch gar nicht nötig, hält sich das einzige weitere Instrument (Martins E-Gitarre) als schrammelndes Etwas geradezu provokativ im Hintergrund. Raue Grüße an Weezer von Green Day ohne Punk. Do, 7. 3., 20 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5

Elekropop, der in alle Richtungen gleichzeitig ausbricht und dabei vermeidet, wie eine Werkschau unsortierten Wissens zu klingen, ist ja nun auch nicht gerade ganz einfach herzustellen. Einen gewissen Achtungserfolg in dieser Disziplin haben Delphic 2010 mit ihrem Debütalbum erzielt, von dem weithin gesagt wird, dass es den typischen Manchester-Sound auf eine neue Entwicklungsstufe gehoben hat. Zumindest handelte es sich bei „Acolyte“ um ein neu klingendes, tanzbares (und nicht zuletzt sehr britisch klingendes) Zusammentreffen von klassischer Rock-Instrumentierung und Synthesizing. New Order wurde ordentlich auf die Finger geschaut, wer genau hinhört, wird aber auch ohne Weiteres Heaven 17 laut grüßen hören. Anders als die Meister des eckig-abgespeckten Tanzsongs setzten Delphic jedoch von Beginn an aufs Stadionformat und in genau einem solchen Stadion sind sie mit ihrer Olympia-Hymne 2012 dann auch prompt gelandet. Das jünst erschienene neue Album der Coldplay des Elektro wartet in dieser Hinsicht nicht mit größeren Überraschungen auf, beziehungsweise: die diesbezüglichen Experimente gehen eher daneben. Oder noch einmal anders gesagt: Delphic haben sich entpuppt. Als Band der pathetischen Tanzhymne nämlich. Fr, 8. 3., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30

Um schnelllebige Trends der Musikbranche und anderes Bling Bling müssen sich Frontier Ruckus keine größeren Gedanken machen. Und, geht man mal streng nach Musik und Habitus, auch nicht um die Teilnahme an Werbespots der Telekommunikationsbranche. Mumford & Sons klingen im Vergleich zu dieser Band bereits wie kühne Modernisierer. Hier ist hingegen alles, wie es immer schon war in der Welt des Americana. Ein Banjo spielt, eine Säge sägt, Matthew Milias schöne brüchige Stimme überzeugt einen davon, sich jener existentialistischen Entschleunigungsbewegung anzuschließen, zu der auch Sufjan Stevens und Neutral Milk Hotel gut passen. Dabei Vorsicht vor voreiligen falschen Schlüssen: diese Art des Traditional Folk hat mit Hillbillymäßigem Zurück zur Natur sicherlich weniger zu tun als mit Erkundungen der Suburbs von Motor City Detroit, in denen die Mitglieder aufgewachsen sind. Fr, 8. 3., 20 Uhr, Kulturhaus III&70, Schulterblatt 73

Dieser Mann aus New York trägt derart viele Referenzen auf seinem Buckel herum, dass er schon ganz krumm sein müsste. Walter Schreifels spielte bei Gorilla Biscuits und Youth of Today, bei Quicksand und Rival Schools, um die bekannteren zu nennen. Jede dieser Bands beeinflusste die Hardcore-Szene auf ihre Weise und trüge man dort Lederjacken, man würde die Namen auch heute noch draufschreiben (oder immer wieder nachmalen). Hierzulande kollaborierte der zwischenzeitlich in Berlin lebende Schreifels unter anderem mit Egotronic und Madsen. Vor allem aber widmete er sich seinem nach ihm benannten Ein-Personen-Soloprojekt. Was geblieben ist, ist der in Hardcore-Tagen kultivierte Aufklärungsgestus. Ansonsten ist Schreifels allerdings von Hardcore als dem „Fahrrad, das extra für Jungs gebaut wurde“ (Schreifels) abgestiegen und widmet sich ausgiebig den Grenzgebieten zwischen Singer/Songwriting und Indiegitarrenpop von Lemonheads bis Bevis Frond. Mo, 11. 3., 20 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

Was hier so schön pluckert, mit geschichteten mehrstimmigen Gesängen geradezu meditative Stimmung (und Tiefenentspannung) erzeugt und alles in allem wie eine Beschwörung freundlicher Geister daherkommt, ist Lee Nobles Album „Horrorism“. Der aus Los Angeles stammendes Noble überträgt dronigen Ambient – produziert mit analoger Technik – in klassische Songformate, die in ihrer zumindest angedeuteten Poppigkeit einen gewissen Kontakt zur Welt außerhalb der experimentellen Musik halten. Mi, 13. 3., 21 Uhr, B-Movie, Brigittenstraße 5NILS SCHUHMACHER