Rückläufer an Sekundarschulen: Das Probejahr zeitigt Wirkung

Weniger SchülerInnen als erwartet haben das Probejahr am Gymnasium nicht bestanden. Die RückläuferInnen stellen die Sekundarschulen vor Herausforderungen.

Schüler im Einsatz. Bild: dpa

Rund 740 Siebtklässler werden die Berliner Gymnasien an diesem Dienstag nicht nur für die Sommerferien, sondern endgültig verlassen müssen. Sie haben das Probejahr nicht bestanden und müssen zum kommenden Schuljahr auf eine Sekundarschule wechseln.

Zwar ist die absolute Zahl dieser sogenannten Rückläufer um 140 SchülerInnen höher als im Vorjahr, prozentual jedoch sank ihr Anteil um 0,5 Prozent. Die Quote liegt mit 5,4 Prozent einen halben Punkt niedriger als im Vorjahr, weil 2011/12 mit 13.000 SiebtklässlerInnen etwa 3.000 GrundschülerInnen mehr auf die Oberschulen kamen als im Jahr zuvor.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gibt sich durchaus zufrieden: „Wäre es nach den Halbjahreszeugnissen gegangen, hätten 1.050 Schüler das Gymnasium verlassen müssen“, so Scheeres. Dass nun 310 Schüler durch die längere Probezeit die Chance bekämen, am Gymnasium zu bleiben, zeige, „dass nach dem ersten Halbjahr viel passiert ist“. Das alte Probehalbjahr wurde mit der Schulreform auf ein Jahr verlängert. Gymnasien sollten dadurch mehr Zeit bekommen, SchülerInnen durch gezielte Förderung zu halten.

Die Rückläufer stellen nun die Sekundarschulen vor eine Herausforderung. In Neukölln sind es 108, zehn Schülern steht noch eine Nachprüfung bevor. Mitte rechnet mit über 100 Schülern, die auf eine Sekundarschule wechseln müssen. Deren Klassen sind entsprechend ihrer Frequenz von 26 Schülern weitgehend ausgelastet. Viele Bezirke richten zusätzliche Klassen ein, die Neuköllner Schulstadträtin Franziska Giffey (SPD) plant vier Rückläuferklassen. „Wir haben keine andere Wahl. Da gibt es keine Debatte, ob das pädagogisch sinnvoll ist“, sagte Giffey.

Für die rund 300.000 Berliner Schülerinnen und Schüler beginnen heute die Sommerferien. Manche werden ihre bisherigen Schulen zum erneuten Schuljahresbeginn am 6. August nicht wiedersehen: Das gilt etwa für die rund 22.000 SechstklässlerInnen, die nach den Ferien an Oberschulen wechseln - gut 9.000 davon an ein Gymnasium, knapp 13.000 an Sekundarschulen. Aber auch für 740 SiebtklässlerInnen, die im heute zu Ende gehenden Schuljahr ihr Glück am Gymnasium gesucht, aber nicht gefunden haben, werden sich nach den Ferien an neue Räume gewöhnen müssen. Sie müssen auf Sekundarschulen wechseln.

Für alle, die ihre Zeugnisnoten traurig machen, gibt es heute Sorgentelefone der Senatsschulverwaltung - für GrundschülerInnen gilt die Nummer 9 02 27 58 37, für Sekundarschulen 9 02 27 59 46, für Gymnasien 9 02 27 63 56, für Förderzentren 9 02 27 58 32. Und eine Demo gibts zum Schuljahresende auch noch: Ab 10.30 Uhr wollen Mitglieder der Schülerinitiative "Bildungsblockaden einreißen" vom S-Bahnhof Schönhauser Allee Richtung Monbijoupark gegen Leistungsdruck demonstrieren - verkleidet als Zombies. (akw)

Die Zahlen der Rückläufer sind in den Bezirken sehr unterschiedlich. Steglitz-Zehlendorf ging zum Halbjahr noch von rund 100 aus, konnte die Zahl aber auf 50 reduzieren. Lichtenberg meldet nur 15 Rückläufer. Die Gymnasien sollten mit Förderplänen für gefährdete SchülerInnen deren Leistungen steigern. „Wir werden uns genau anschauen, welche Maßnahmen die Schulen ergriffen haben, um daraus Handlungsempfehlungen zu entwickeln“ so die Sprecherin der Schulsenatorin zur taz.

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