Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Eine Dokumentation über die Auswirkungen des globalen Kapitalismus schuf Dieter Schumann mit seinem Film „Wadans Welt“ (2010). Denn auf der Wadan-Werft in Wismar gehen, wie fast überall in dieser Branche in Deutschland, zunächst einmal die Lichter aus. Zwischenzeitlich an einen russischen Investor mit hochfliegenden Plänen verkauft, befindet sich die Werft nur wenige Monate später dank Wirtschafts- und Finanzkrise in der Insolvenz. Und als sich schließlich ein neuer Investor findet, stellt der nur noch die Hälfte der bisherigen Mitarbeiter ein. Bei alledem geht es dem Ex-Defa-Dokumentaristen Schumann vor allem um das Schicksal der Werftarbeiter, das er am Beispiel der Schweißer verdeutlicht, einem Berufsstand, dessen Protagonisten überaus stolz auf ihre harte Arbeit und ihre manuellen Fähigkeiten sind. Doch von einem auf den anderen Tag wird ihnen klar, dass ihre Leistung im Gefüge der weltweiten Geldströme eigentlich nichts wert ist: Künftig werden sie – wenn überhaupt – zu deutlich schlechteren Konditionen arbeiten müssen. Zur Vorführung von „Wadans Welt“ wird Jeannette Eggert ein Gespräch mit Regisseur Dieter Schumann über seine Arbeit führen. (12. 3. Filmmuseum Potsdam)

Ein persönlicher Favorit ist für mich Max Ophüls’ 1948 in Hollywood gedrehte Stefan-Zweig-Adaption „Letter from an Unknown Woman“: ein mit Rückblenden verschachteltes, beinahe Noir-artiges Melodram um die tragische Amour fou der jungen Lisa (Joan Fontaine), die sich im Wien der Jahrhundertwende schon als Mädchen unsterblich in ihren Nachbarn, den Konzertpianisten Stefan Brand (Louis Jourdan), verliebt. Während Lisa ihrer Obsession über die Jahre hinweg alles opfern wird, ist Brand ein charmanter, aber oberflächlicher Playboy, der sich nie an Lisa erinnern kann, so oft er sie auch wiedertrifft: Für ihn ist sie nur irgendeine hübsche Frau, seine Ignoranz ruiniert letztlich beider Existenz. Dabei gelingt es Jourdan jedoch, seine Figur in einer interessanten Ambivalenz zu halten – der Leere seines Lebens scheint er sich nur allzu bewusst zu sein. ((Om frz. U), 9. 3. Arsenal 2)

Die Anfangstage der Fliegerei nimmt der britische Regisseur Ken Annakin in seiner Komödie „Those Magnificent Men in Their Flying Machines“ aufs Korn und erzählt die Geschichte eines Wettfliegens über den Ärmelkanal. Mit dabei: ein Amerikaner (Stuart Whitman), der das Preisgeld gut gebrauchen könnte, sowie diverse Konkurrenten, von denen nicht alle mit fairen Mitteln kämpfen. So endet mancher Flug in den Rieselfeldern. Gert Fröbe bietet die amüsante Darstellung eines preußischen Militärs, der die Pickelhaube nicht nur auf dem Kopf sitzen zu haben scheint, er hat sie geradezu verinnerlicht. ((OmU) 8. 3., 9. 3. Babylon Mitte)