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Kommentar Veto gegen Syrien-ResolutionMoskau verliert in Syrien

Andreas Zumach
Kommentar von Andreas Zumach

Das Kalkül der Obama-Administration ist nicht aufgegangen: Assad hat nicht mit Teheran gebrochen und Russland und die USA haben kaum mehr Einfluss auf weitere Entwicklungen in Syrien.

R ussland ist nach seinem wiederholten Veto gegen eine Syrien-Resolution des UN-Sicherheitsrats in weiten Teilen der veröffentlichten Meinung des Westens der böse Bube. Grund für diese Vetohaltung sind neben der Erfahrung mit UN-Resolution zu Libyen Moskaus nationale Interessen.

Syrien ist seit den Zeiten des Kalten Krieges Russlands wichtigster – und inzwischen letzter – Verbündeter im Nahen Osten und beherbergt die einzige russische Marinebasis im Mittelmeer. Das Land ist auch wichtiger Absatzmarkt für russische Waffen. Doch all das wird Russland nach dem nunmehr absehbaren Abgang des Assad-Regimes verlieren. Denn Moskau hat sich mit seiner Vetopolitik und dem Festhalten am Assad-Regime in der syrischen Bevölkerung höchst unbeliebt gemacht.

Die Regierung Putin hat einfach nicht verstanden, welche fundamentale Verschiebung die Demokratie und Freiheitswünsche eines Volkes bedeuten – im Nahen Osten nicht und auch nicht im eigenen Land, wie das von Putin unterschriebene Gesetz zur Reglementierung von Nichtregierungsorganisationen zeigt.

Kristin Flory
Andreas Zumach

ist Korrespondent der taz in Genf.

In dieser Hinsicht haben die USA und ihre Verbündeten ihre Syrien-Politik der letzten anderthalb Jahre zumindest besser verkauft, indem sie die Forderungen der syrischen Oppositionskräfte nach Freiheit, Demokratie und Menschenrechten zumindest rhetorisch unterstützten. Doch tatsächlich war – und ist – Syrien auch für den Westen in erster Linie ein Joker im geopolitischen Kräftemessen mit Russland und China. Vor allem Washington behandelt die Ereignisse in Syrien unter dem Nutzenaspekt für den Konflikt mit Iran.

Doch das Kalkül der Obama-Administration ist nicht aufgegangen, Assad werde unter dem Druck des Aufstands bereit sein zum Bruch mit Teheran. Im Ergebnis ihrer Politik der letzten 16 Monate haben Russland und die USA – und damit auch der UN-Sicherheitsrat – kaum mehr Einfluss auf weitere Entwicklungen in Syrien.

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Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.
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9 Kommentare

 / 
  • ES
    El Sheapo

    Übrigens, wurde es mir brennend interessieren was für "Kontingenz Pläne" unseren westlichen Regierungen, bzw. Geheimdienste im Falle eine Massives bewaffnete Zivile aufstand zur Verfügung stehen?

  • A
    Ant-iPod

    @Ellen:

     

    vielen Dank für die imposante Sammlung - es ist immer gut, wenn man sich selbst ein Bild macht und Sie scheinen dies mit großem Eifer zu tun.

     

    Verstehen Sie mich nicht falsch - es ist gut, wenn man die Auswüchse auf Seiten der Opposition deutlich macht und selbstverständlich sollte man keinen Terror unterstützen... das Problem ist, das der Unterschied zwischen Freiheitskämpfer und Terrorist nunmal im Auge des Betrachters liegt.

     

    Deswegen darf man sicher fragen, warum Sie einzelne Videos heraussuchen, welche die Fragwürdigkeiten der Oppositionellen darstellen - und die ich nicht leugne, sondern wie Sie kritisiere und auf das Schärfste ablehne - aber sie sehr genau darauf achten, die ungleich größere Anzahl an YouTube-Videos, welche Verbrechen der Schabiha zeigen, nicht aufzulisten?

    Zu welchem Zweck, geschätzte Ellen?

     

    Anstatt einer endlosen Liste von Links verweise ich auf die entsprechenden Facebook-Seiten der syrischen Revolution in Deutsch, Englisch und Arabisch, was den Vorteil hat, dass diese täglich aktualisiert werden.

     

    Auch zeigen Sie Massendemonstrationen, die angeblich "pro-Assad" sind, sagen aber nichts zu den Umständen, unter welchen diese Menschen auf die Straße gegangen sind.

    Welcher DDR-Bürger hätte sich dem Ruf der Partei verweigert, wenn die Stasi zuschaut? In Syrien gibt es aber nicht nur eine Stasi, sondern gleich 17 Geheimdienste zzgl. der Schabiha-Miliz.

    Dazu von Ihnen... kein Wort.

    Kein einziger Link zu den friedlichen Massendemonstrationen der Opposition????

     

     

    Was soll ich daraus schließen?

    Das Assad ein guter Regent ist? Das die Opposition aus religiösen, gewalttätigen Fanatikern besteht?

    In einer einfachen Welt, mit nur ihren Links zum Beweis, könnte es soweit kommen. Wenn man sich aber in Syrien ein wenig auskennt und selbst genauso akribisch nach Quellen sucht.. dann kommt man zu einem anderen Schluss:

     

    Die Syrer haben eine Chance auf Demokratie verdient. Dabei werden sie nicht von Tag 1 an alles richtig machen - wir haben auch von 1848 bis 1949 dafür gebraucht... einige sagen, bis 1968.

    Es ist aber besser, den Weg der Demokratie zu gehen und dabei Fehler kontinuierlich zu bekämpfen, als sich von einem Despoten unterdrücken, misshandeln, ausquetschen, vergewaltigen, foltern und töten zu lassen.

     

    Wenn dies friedlich möglich wäre - und Assad hat dies mit seinen durch die syrische Verfassung gewährten Machtbefugnissen in der Hand - wäre dies ein Traum.

     

    In Wahrheit aber, will der Despot keine Transparenz, keine Demokratie, kein Mitbestimmung des Volkes etc.

    Das bekämpft er mit Waffengewalt.

    Wäre es anders, hätte er längst politisch gestalten können.

  • E
    Ellen

    5.riesige Mehrheiten für Assad:

    www.youtube.com/watch?v=Kt9A5rMqEDM

    www.youtube.com/watch?v=jYlgDXP411w

    www.youtube.com/watch?v=MYQkUl-xwH0

    www.youtube.com/watch?v=qSb0lxFcMn0

     

     

    6.der reale "brutale dictator" und seine Frau - die Begierde der Islamischen Köpfeabschnreider:

    www.youtube.com/watch?v=_PwFBqiH6As

    www.youtube.com/watch?v=n8P6860vIiA

    www.youtube.com/watch?v=oc4ZZ-yXaOQ

     

     

    7.Medienfälschungen (es gibt tausende!

    Das Prinizip ist einfach: Assad-Anhänger töten oder getötete Kämpfer zeigen und sagen Assad war's):

    www.youtube.com/watch?v=86HkTgZ5yV8

    http://medien-luegen.blogspot.de/2012/02/beispiele-der-manipulation-gegen-syrien.html

    Oder: "eine von Assad-Schergen Geköpfte, Gefolterte, Vergewaltigte" 18-Jährige spricht in syrischen TV:

    www.youtube.com/watch?v=g_i8MlEwK0U

    www.youtube.com/watch?v=x--Td_8JXYk

    www.youtube.com/watch?v=itfGnOUXSNU

     

    !!Al Jazeera Eye Witness EXPOSED in Syria 01-03-2012 Während des Wartens auf die Live-Schaltung in die CNN Sendung gibt Korrespondent Signalabsprachen für Leute die Kriegsgeballere starten sollen bei Live-Schaltung. Und tatsächlich, auf sein Signal hin geht das große "dramatische Kriegsgetümmel" los und man bedauert ihn fast, so echt bringt er dieses Theater rüber.

    www.youtube.com/watch?v=qfW7LUhA_t4

     

    8. Die angeblichen Freiheitskämpfer:

    "Women and Children can be killed" (Free Syrian Army Hatemonger claims) (03/2012) Cleric advise

    http://www.youtube.com/watch?v=94UXvv3eQfA

    Syria Hula Massacre, a CIA Death Squad False Flag Attack www.youtube.com/watch?v=zQM0TBsVkcU

     

    Vater versteigert in Saudi-Arabien für 600.000$ seinen Sohn als Selbstmord-Bomber für den Einsatz in BABA AMR in Homs, Syrien: www.youtube.com/watch?v=DuGhi-WlBEU

     

    -

    9. seltene Ausrutscher der ARD-Propaganda:

    - Orientexperte in Bayern2 www.youtube.com/watch?v=ZU1_7rCUUwk

     

    - Scholl-Latour über Syrien im Deutschlandfunk: "Was im Moment stattfindet, ist eine völlig falsche Darstellung der Situation" www.dradio.de/dlf/sendu­­ngen/inte­rview_dlf/1699056/3684

  • E
    Eike

    Eine weitere interessante Facette der syrisch-russischen Beziehungen sind ca. 20000 Russinnen, die mit Führungskräften des syrischen Staates verheiratet sind. Diese Ehen stammen aus der Zeit der Sowjetunion, als viele Syrer dort studierten.

     

    http://www.nytimes.com/2012/07/02/world/middleeast/for-russia-syrian-ties-complicated-by-marriage.html?_r=1&pagewanted=all

  • V
    Volan

    Das russische Staatsfernsehen sprach auch noch gestern von Erfolgen des syrischen Rechtstaates gegen die Terroristen. Der Ende Assads wäre für die russische Bevölkerung der Beweis, dass Putin auch der Einsatz von Kampfhubschraubern gegen Demonstranten und die Bombardierung der eigene Hauptstadt nicht mehr helfen werden. Davor fürchtet sich der Kreml. Nicht umsonst verdient heute ein normaler Sondereinheit (OMON)-Polizist 3 mal so viel wie ein Universitätsprofessor und bekommt außerdem für das Zusammenknüppeln von Demonstanten auf genehmigten Demonstrationen (siehe 6. Mai d.J.) als Lohn noch eine Wohnung in Moskau überschrieben.

  • J
    Jörn

    Sicherlich treiben Moskau die eigenen geopolitischen Interessen. Ich denke jedoch nicht, dass die syrische Bevölkerung böse darüber ist, dass sich Moskau Nato-Luftangriffen entgegen gegesetzt hat. Diese als "Flugverbotszone" kaschierten Luftangriffe haben in Libyen tausende Tote gefordert. Eine Untersuchung dazu gab es bislang nicht: http://www.amnesty.de/2012/3/19/libyen-die-vergessenen-zivilen-opfer

  • A
    alcibiades

    Meine volle Zustimmung zu diesem Kommentar, und ausserdem findet das syrische Volk hoffentlich bald einen eigenen Weg - man stelle sich das mal vor, die eigenen Kinder werden massakriert, nur weil keine der Weltmächte den eigenen Staat in ihr jeweiliges "balance-of-power"-Konzept unterbringt. Welch ein Armutszeugnis für die sogenannte Weltgemeinschaft.

  • P
    pauli

    "Syrien ist seit den Zeiten des Kalten Krieges Russlands wichtigster – und inzwischen letzter – Verbündeter im Nahen Osten und beherbergt die einzige russische Marinebasis im Mittelmeer."

    ...wird immer so gesagt, aber wer waren denn die anderen verbündeten? ben ali, mubarrak, saleh, qadhdhafi waren wohl eher "westliche" verbündete.

  • T
    tommy

    "Im Ergebnis ihrer Politik der letzten 16 Monate haben Russland und die USA – und damit auch der UN-Sicherheitsrat – kaum mehr Einfluss auf weitere Entwicklungen in Syrien."

     

    Kann man auch positiv sehen - die Versuche, von außen mit fragwürdigen Mitteln wie Waffenlieferungen etc. EInfluss zu nehmen, führen doch zu nichts Gutem. Man sollte sich besser auf genuin humanitäre Hilfe beschränken und ansonsten abwarten, was geschieht.