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Kommentar Bußgelder für RadlerDie Falschen abkassiert

Kommentar von Petra Schellen

Ungeachtet der Tatsache, dass es viele dreiste Radfahrer gibt, sind sie nicht diejenigen, die die meisten und schwersten Unfälle verursachen.

D ie Radler kräftig schröpfen: Das ist einer jener Vorschläge, die wieder einmal die Falschen treffen. Denn ungeachtet der Tatsache, dass es viele dreiste Radfahrer gibt, sind sie nicht diejenigen, die die meisten und schwersten Unfälle verursachen.

Noch weniger haben sie den Zustand der Hamburger Radwege zu verantworten, die Kollisionen geradezu provozieren. Radwege, die den Bus-Ausstieg kreuzen, direkt neben dem Auto-Parkstreifen verlaufen oder vorm Baum enden und danach weitergehen: Alles Stellen, an denen der Radler, wenn er nicht zahlen will, absteigen müsste. Will sagen: Diese Radwege erlauben keine ungehinderte Fahrt – eine Praxis, die bei jeder Autostraße undenkbar wäre.

Aber Autofahrer und Radler werden hier mit zweierlei Maß gemessen. Radler sollen, obwohl häufig nicht finanzkräftig, mehr zahlen, wenn sie misslungene Radwegführungen umschiffen. Autofahrer dagegen, die Radwege zuparken, leben großteils unbehelligt. Sie dürfen Radlern den Weg abschneiden, beim Chauffieren telefonieren, müssen nicht blinken.

Da ruft niemand nach mehr Kontrollen. Das verwundert, denn hier wäre wirklich Geld zu holen. Vielleicht kommt die Rede vom Raudi-Radler schlicht am Stammtisch gut an. Und für den macht die SPD hier wohl ihre Politik.

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Redakteurin
Seit 2000 Redakteurin der taz am Standort Hamburg. Schwerpunkte: Kultur und -politik, Drittes Reich, Judentum, Religion allgemein.
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7 Kommentare

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  • F
    Fußgängerin

    Als Fußgängerin in Hamburg fühle ich mich sehr oft durch Fahrradfahrer_innen auf dem Bürgersteig bedrängt, ja bedroht.

     

    Es ist für mich unverständlich, dass viele Radfahrer_innen sich einerseits (zu Recht) über die Rücksichtslosigkeit der Autofahrer_innen beklagen, sich andererseits aber selbst extrem rücksichtslos gegenüber dem "Fußvolk" verhalten.

     

    Vor einigen Wochen habe ich z.B. an der Sternbrücke erlebt, dass mehrere Radfahrer_innen mit hoher Geschwindigkeit auf dem Bürgersteig in eine Gruppe von Menschen hineingefahren sind, die gerade anstanden, um in einen Bus zu steigen.

    Bremsen oder gar Absteigen schien gar keine Option zu sein! Offenbar rechneten sie fest damit, dass die Fußgänger_innen schon im letzten Moment zur Seite springen würden.

     

    An der Max-Brauer-Allee, wo der Fahrradweg direkt bei einer Fußgängerampel auf die Straße mündet, fahren Radfahrer_innen in großer Mehrheit bei Rot einfach weiter – es geht ja gerade so schön bergab, da will man kein Speed verlieren... Ich habe gesehen, wie auf diese Weise ein Radfahrer auf dem Fußgängerübergang beinahe in einen Kinderwagen gerast ist ...

     

    NATÜRLICH müssen überall ausreichend breite Fahrradspuren auf der Straße eingerichtet werden. ABER solange das noch nicht der Fall ist, verlange ich energisch von allen Radfahrer_innen:

     

    Nehmt Rücksicht auf die Fußgänger_Innen! Insbesondere, wenn Ihr auf dem Fußweg / Bürgersteig fahrt – das ist unser Revier, und Ihr seid hier nur zu Gast!

     

    Gerade für ältere bzw. langsamere Verkehrsteilnehmer ist Eure Geschwindigkeit auf dem Fußweg bedrohlich; und oft hören/sehen wir Euch nicht, wenn Ihr von hinten angerast kommt. Bitte bedenkt das und nehmt Rücksicht – oder fahrt gefälligst auf der Strasse!

  • P
    Paint.Black

    Hamburg sucks - und zwar egal mit welchem Fortbewegungsmittel!

    Die Stadt wird ihrem (verkehrstechnischen) Auftrag einfach nicht gerecht - es gibt keine Parkplätze, hier ist immer Stau - egal wohin man unterwegs ist: Mindestens 2 Großbaustellen gilt es immer zu kreuzen - ohne Möglichkeit diese zu umgehen. Zuvuiele zugelassene Autos, LKWs etc.

    Mit dem Fahrrad schnell von A nach B zu kommen ist, wie oben schon angedeutet ein Action Spiel. Gleichzeitig wird erwartet, pünktlich irgendwo zu sein - Druck, Stress, Generve. Immer.

    Und immer dabei: Die netten Ordnungshüter mit dem Knöllchenblock!

    Umwelthauptstadt? Schönste Stadt Deutschlands? Unsinn!

    Lebensqualität?

    Aber wozu auch - das Gesundheitssystem will ja auch verdienen.

     

    Und die, die in Hamburg bestimmen wo es lang geht, lassen sich halt fahren.

  • A
    adequa

    Gestern habe ich eine 12km lange Strecke durch die Hamburger Innenstadt (hin+zurück) zu Fuss zurückgelegt. Ich wollte erst das Fahrrad nehmen, aber aufgrund der bedauernswerten Fahrradsitutation habe ich das lieber gelassen: Fahrradfahren in Hamburg bedeutet Stress, Lebensgefahr und Nichtbeachtung. Ich bin Vielfahrer und befahre jeden cm in der nahen Umgebung mit dem Rad aber um Gottes Willen nicht in der Innenstadt!

  • AC
    All Cars Are Bastards

    radfahren ist wie n actiongame auf ner console, adrenalin pur, ein leben an der kante, der tod fährt immer mit. ich hätts gerne entspannter, aber unsere schöne umwelthauptstadt scheisst auf radfahrer und hofiert die blechernen vierrad-tötungsmaschinen. die rad"wege" sind wirklich ein schlechter scherz und als radler ist man den abgasen, dem lärm und den agressionen und penisverlängerungen ausgeliefert.

     

    Blechlawinen einstampfen, der Politik aufs Maul - und jeden Monat Critical Mass!

  • R
    Radler

    Um nach der Edmund-Siemers-Allee mit den 200 Metern Fußweg, meinen neuen Liebling nicht zu vergessen, die Caffamacherreihe, zweispurige Einbahnstraße, keine Radwege, sondern zu den Stoßzeiten nur überfüllte Fußwege. Das bringt Spaß. Von Fußgängern, die nicht mal einen kurzen Schulterblick machen, wenn sie zwischen Autos heraus auf den Radweg latschen, muss ich glaub ich gar nichts mehr sagen.

  • HJ
    Hannes Jensen

    passt doch dazu, dass Hamburg Jahrelang zur fahrradunfreundlichsten Großstadt Deutschlands vom ADFC gewählt wurde.

     

    Neben all dem marketinggesteuerten Geteue, die "Umwelthauptstadt Europas" zu sein, ist die Hamburger Verkehrspolitik einfach noch sehr an den 60gern und auf die Planungsideologie der Autogerechten Stadt ausgerichtet.

     

    Eine Moderne Radverkehrsinfrastruktur ist in Hamburg nicht zu finden, nur ein schlecht koordinierter Hindernisparcourt.

     

    Nun kommt die Politik zum Radverkehrsnetz. passt doch.

  • S
    Scherbenhaufen

    einige streckenläufe von radwegen sind am wochenede - und weit bis in die darauffolgende woche - einfach nicht befahrbar, weil alles voller glasscherben von bierflaschen ist und da muss man dann einfach auf die strasse ausweichen, wenn man überhaupt vorankommen will. und das soll mit einem knöllchen geahndet werden?