Kolumne B-Note: Wovor hat das ZDF eigentlich Angst?

Die deutschen Beachvolleyballer Brink und Reckermann machen das Spiel ihres Lebens und die ZDFler schalten mal schnell „rüber zum Speerwerfen“. Man, das nervt!

Den zweiten Satz des Beachvolleyball-Finales der Männer gab es nur im ZDF-Livestream Bild: dpa

Wie ich das hasse, dieses Immer-überall-dabei-sein-Wollen. Donnerstagabend: Julius Brink/Jonas Reckermann und Alison Cerutti/Emanuel Rego spielen einen phänomenalen ersten Satz um Gold im Beachvolleyball, und nachdem die Deutschen den knapp gewonnen haben, gibt das ZDF „jetzt schnell rüber zum Speerwerfen“.

Wie jetzt? Brink und Reckermann machen vielleicht das Spiel ihres Lebens, und ich soll mir jetzt angucken, wie „In-Offenburg-bin ich-bekannt-wie-ein-bunter-Hund“-Obergföll um maximal Silber beim Speerwerfen und „Ich-hab’s-drauf“-Behrenbruch beim Zehnkampf um Platz 10 kämpfen? Nichts gegen Blonde, nichts gegen Speere, aber muss das sein?

Bevor ich mich richtig aufrege, geh ich auf den Livestream. Der läuft ganz gut, aber nur auf ’nem ziemlich neuen Rechner. Der zweite Satz geht klar an das brasilianische Duo. Emanuel Rego, 39, der große alte Mann des Beachvolleyballs, spielt wie entfesselt auf.

Dieser Teil der Geschichte fehlt euch, liebes ZDF, als ihr euch zum entscheidenden dritten Satz wieder zuschaltet. Aber wenn’s was für eure Erbsenzählerei – Nationenwertung genannt – zu holen gibt, seid ihr natürlich dabei.

Wovor eigentlich habt ihr Angst? Davor, was zu verpassen? Gar vor Langeweile? Was habt ihr gegen Langeweile? Ist doch schön, wenn man beim 20-Kilometer-Gehen der Frauen am Samstagvormittag ein kleines Nickerchen machen kann. Oder am Nachmittag, wenn im Finale der olympischen Randsportart Fußball nach dem 1:0 für Mexiko gar nichts passiert und man selig wegschlummert, durch eine Großchance aber rechtzeitig vor dem 2:0 wieder geweckt wird.

Auch das ist Olympia! Am Abend beim Hockeyfinale wird’s dann richtig schön. Zwei Stunden auf einen blauen Rasen gucken hat man nun wirklich nicht alle Tage. Ohne eine Schalte geht’s auch hier nicht, aber okay, sie ist kurz und es ist Usain Bolt.

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Stefan Mahlke ist Germanist und Historiker und verantwortlicher Redakteur des "Atlas der Globalisierung" von Le Monde diplomatique, der von der taz herausgegeben wird.

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