Der Weihnachtsmann als Trendsetter

Bremen hat weniger Arbeitslose als im Vormonat. Weitere Trends: Eine substantielle Zunahme der Zeitarbeit

Bremen taz ■ Werden Sie Weihnachtsmann! Das saisontypische Jobprofil ist im Bereich der Bremer Agentur für Arbeit (BfA) immerhin für rund 600 Aufträge gut. Da ein Weihnachtsmann circa zehn Familien schafft, wie BfA-Sprecher Jörg Nowag schätzt, stehen damit 60 Jobsuchende in Brot und Lohn – wenn auch nur für einen Tag.

In seiner Kurzfristigkeit ist der Job typisch für die signifikante Zunahme von Zeitarbeitsstellen. Denn: Insgesamt gibt es zwar fünf Prozent weniger bei der Agentur gemeldete offene Stellen als im Vorjahr. Doch innerhalb der Angebote ist die Zunahme von Zeitarbeitsstellen – ein Plus von über 20 Prozent – auffällig. Mittlerweile sind von diesem Trend auch Berufsgruppen wie Mediziner und Ingenieure erfasst. Zahlreiche Unternehmer hielten sich einen erheblichen Teil ihrer Belegschaft in Zeitarbeit, erklärt Hans-Uwe Stern, Leiter der Bremer BfA.

Inzwischen haben weit über 90 Prozent der früher so genannten „Leiharbeiter“ einen Tarifvertrag, sagt Stern. Leiharbeiter dürfen demzufolge nicht schlechter bezahlt werden als die Stammbelegschaft des Betriebes, in dem sie temporär eingesetzt werden – es sei denn, sie werden nach einem eigenen Tarifvertrag entlohnt. Mittlerweile sind zwei Prozent aller Arbeitsverhältnisse in Bremen über Zeitarbeitsfirmen organisiert.

Im Vergleich zum November 2004 hat die Arbeitslosigkeit in Bremen (Stadt) um 1,7 Prozent zugenommen, trotzdem sei derzeit ein positiver Trend spürbar, erläutert Stern: Von Oktober auf November nämlich gab es mit 13 statt 13,2 Prozent einen saisonuntypischen Rückgang. Ein positiver Indikator: Die Kurzarbeit ist rückläufig. Allerdings ist auch eine deutliche Abnahme von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen zugunsten der „Minijobs“ auszumachen. Im Gastronomie-Bereich etwa gibt es mittlerweile genauso viele „Mini-“ wie „normale“ Jobs.

Ungefähr 70.000 Menschen leben in Bremen derzeit von ALG II, das sind 41.000 „Bedarfsgemeinschaften“, bestehend aus einem Leistungsempfänger und durchschnittlich 1,8 versorgungsbedürftigen Angehörigen. Im Vergleich zum Oktober gibt es – „saisonuntypisch“ – einen Rückgang der ALG-II-EmpfängerInnen um 1,2 Prozent. Allerdings kommen auf einen Fall-Manager derzeit fast 180 „Fälle“ – die Vorgabe liegt bei 150. Bei Jugendlichen ALG-II-Empfängern ist das Betreuungsverhältnis immerhin bei eins zu 75.

Die Bremer Besonderheit: Im Gegensatz zu den Strukturen in anderen Bundesländern akquirieren BfA und Bagis offene Stellen gemeinsam. Auch bei der Überprüfung der Injob-Angebote sieht sich Bremen besser aufgestellt: Die nämlich werden durch die Bremer Arbeit GmbH als eigenständige Instanz überprüft, insbesondere im Hinblick auf deren geforderte „Zusätzlichkeit“ innerhalb des anbietenden Betriebes, um keine „normalen“ Jobs zu verdrängen. Schneider: „So werden unsere Fall-Manager nicht in Versuchung geführt, mal Fünfe gerade sein zu lassen, um jemand unterzubringen.“ Zurück zu harten Zahlen: In Bremerhaven gibt es im Vergleich zum Vormonat immerhin 442 Arbeitslose weniger, insgesamt liegt die Quote aktuell bei 15,5 Prozent. Den damit erfassten 16.179 Menschen stehen derzeit etwa 2.800 Stellen gegenüber. HB