die taz vor 19 Jahren über die iran-contra-affäre
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Berlin (taz) – Haie im Blutrausch seien die sensationslüsternen Medienleute, die die fein gesponnene Politik der US-Regierung im Nahen Osten durch ihre Indiskretion ins Chaos gestürzt hätten, schimpfte Reagan in einem am Sonntag im US-Magazin Time veröffentlichten Interview.

Rücktrittsgerüchten trat der erzürnte US-Präsident entschieden entgegen: „Ich bin mir sicher, daß unsere Politik die richtige war. Ich gebe nicht klein bei. Ich werde mich nicht in ein Loch verkriechen. Ich werde weitermachen. Ich habe noch viel zu tun.“

Den Drahtzieher des Dreieckgeschäfts USA–Iran–Contras, North, erklärte der Präsident an gleicher Stelle zum „Nationalhelden“, dem lediglich vorzuwerfen sei, daß er seinem Präsidenten nicht alles gesagt habe.

North hatte allerdings nach Berichten der US-amerikanischen Presseagentur UPI und der britischen Zeitung The Times bereits erklärt, den Stabschef im Weißen Haus, Donald Regan, von all seinen Vorhaben informiert zu haben. Regan bestreitet dies allerdings weiterhin. Nur nimmt ihm das im Augenblick niemand ab.

Ex-Außenminister Henry Kissinger und Ex-Sicherheitsberater Bent Scowcroft halten es für unmöglich, daß North auf eigene Faust gehandelt hat. Darüber, wer wieviel wußte, und welche Kommission Licht ins dunkle bringen soll, ist mittlerweile ein kontinuierlich eskalierender Streit ausgebrochen. Justizminister Meese, der bislang die Untersuchungen leitete und dem von demokratischen Kongreßabgeordneten vorgeworfen wird, selbst in den Skandal verwickelt zu sein, hat den Supreme Court, den Obersten Gerichtshof, in Washington gebeten, einen unabhängigen Sonderstaatsanwalt auf die Sache anzusetzen. Gleichzeitig verlangen Kongreßabgeordnete sowohl von Demokraten als auch von Republikanern eine unabhängige Untersuchungskommissionen einzusetzen.

taz vom 2. Dezember 1986