Netzwerk Diaspora für Community geöffnet: Für alle und für niemanden
Die Gründer des alternativen Social Networks Diaspora sind gescheitert. Nun lassen sie die Community ans Ruder – endlich, möchte man meinen.
BERLIN taz | Diaspora ging vor über zwei Jahren mit viel Aufmerksamkeit an den Start. Es schien alles zu passen: Eines der ersten Crowdfunding-Projekte, bei dem viele für eine Sache etwas geben, eine potenzielle Konkurrenz für das zentralistische Wirtschaftsgebilde Facebook, eine hübsche Geschichte junger Internetpioniere. Einer von ihnen hieß Salzberg, also fast wie Mark Zuckerberg. Was für ein Zufall!
Ein dezentrales Netzwerk wie Diaspora ist ein ambitioniertes Projekt. Anders als bei Facebook, wo Facebookserver mit Facebookservern reden und untereinander Daten austauschen müssen, es also ein großes Ganzes gibt, müssen dezentrale Soziale Netzwerke miteinander über verschiedene Schnittstellen reden können. Wenn Mark eine Instanz bei sich betreibt, ist es sinnvoll, dass sich die Plattform zumindest potenziell auch mit der von Max vernetzten kann.
Ein Ziel, mit dem sich die Gründer offenbar übernommen haben. Nun sollen die Entscheidungen für das soziale Netzwerk stärker durch die Community beeinflusst werden. Auf dem offiziellen Blog, gaben die Gründer mehrere Instrumente bekannt, mit denen andere Entwickler an Diaspora mitarbeiten könnten. „Diaspora ist zu mehr geworden, als ein Projekt, das vier Jungs in ihrer Schule starteten“, schreiben sie. „Wir glauben, dass es Zeit ist, diese Realität wiederzuspiegeln.“
So richtig hat sich Diaspora nicht weiterentwickelt. Dazu kamen andere Rückschläge negativer Art: Im vergangenen Jahr nahm sich mit Ilja Zhitomirskiy einer der jungen Programmierer des Teams das Leben. Doch als gescheitert kann man Diaspora noch lange nicht ansehen. Denn die Idee dahinter ist gut: nicht alles zentral bei einem Anbieter, sondern in den jeweiligen Kontexten zu speichern, nur das Miteinander zu vernetzen, was man möchte und damit Kontrolle wieder zurückzugewinnen.
Es ist nur konsequent, auch die Software dafür frei verfügbar und für jeden, der das kann, weiterentwickelbar zu machen. Ob Diaspora damit erfolgreicher werden kann denn bisher? Es spricht wenig dagegen. Denn bislang ist Diaspora nicht aus seiner kleinen Nische herausgekommen, in der es aufgrund technischer Unzulänglichkeiten, fehlender Verwertungsmodelle und nicht zuletzt eines bescheidenen Designs steckte.
Diaspora nun zu einem echten Communityprojekt zu machen, könnte dem abhelfen. Denn ein soziales Netzwerk als lokale Instanz, das ist auch für Firmen und andere Akteure interessant, sofern sie dieses ihren eigenen Bedürfnissen anpassen können. Wenn diese Weiterentwicklungen dann an die Community zurückfließen, könnten am Ende tatsächlich viele Gewinner stehen. Doch bis dahin ist es für das Projekt noch ein sehr weiter Weg.
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