Grosses für Kleine

Mehr und mehr werden schon die Jüngsten dazu verdonnert, sich fit zu machen für den Markt und für die sogenannte Wissensgesellschaft. Im Mittelstand grassiert die Angst, das Resultat ist die zurzeit omnipräsente Mischung aus Klassendünkel, PISA-Terror und Dinkelkeksen. Im Interesse der Kinder ist dieser Krampf mit Sicherheit nicht, und wenn es auf der Welt noch mit rechten Dingen zugeht, wird die Rache der nachwachsenden Generation grausam sein.

Am Sonntag kann sich die ganze Familie an einem Dokument aus einer Zeit erfreuen, in der Erziehung noch nicht primär bedeutet hat, dass Eltern und andere Erziehungsberechtigte ihren Kindern mit Frühförderkursen und Ritalin auf den Nerven herumtrampeln: Cinemäxchens Knopfkino zeigt Olle Hellboms „Pippi Langstrumpf“-Verfilmung von 1968 (Kulturzentrum Lagerhaus Etage 3, 15 Uhr). Ein Film, in dem Erwachsene vor allem durch Abwesenheit glänzen und der vorführt, wie eine vernünftige Bandenbildung vonstatten geht. Film wie Romanvorlage sind implizit von der Weisheit beseelt, dass Erziehung nicht zuletzt bedeutet, Kinder einfach mal in Ruhe machen zu lassen.

Wer mehr Material braucht, das allen Beteiligten dabei hilft, sich dem Irrsinn zu verweigern, sollte sich den bereits 2008 erschienenen Sampler „Tonangeberei“ zulegen. Zu hören sind Lieder für Kinder ab 3, die pädagogisch vollkommen wertlos sind. Es spielen auf: Bernadette La Hengst (“Ich bin kein Baby mehr“), Stereo Total (“Ich bin nackt“), Katze (“Wir machen Lärm“) und Knarf Rellöm (“Eine Biene ist im Haus“). Das erste Lied, „Wir sind die Coolsten“, gibt die Richtung vor: „Wir schreiben in Mathe sowieso nur Sechsen / und deshalb können wir morgen um halb sieben / genüsslich von der Schule fliegen.“  MOL