Jim Jarmuschs neuer Kumpel verzupft sich

LAUTENZAUBER Der niederländische Musiker Jozef van Wissem schlug im Haus Ungarn die Saiten

So ein bisschen mehr hatte man dann doch erwartet. Ein volles Haus vielleicht nicht, denn dafür ist der Musiker Jozef van Wissem eindeutig nicht bekannt genug. Die Liste seiner künstlerischen Mitstreiter hingegen kann sich sehen lassen: Mit dem britischen Gitarristen James Blackshaw gründete er das Duo Brethren of the Free Spirit, auch der japanische Noisemeister Keiji Haino spielte schon gemeinsam mit ihm.

Zu seinen neueren Kollegen zählt der US-amerikanische Filmregisseur Jim Jarmusch, mit dem van Wissem bisher zwei Alben aufnahm. Ihre Improvisationen werden auch im Soundtrack zu Jarmuschs nächstem Film „Only Lovers Left Alive“ zu hören sein. Am Donnerstag war der in Brooklyn lebende Jozef van Wissem mit seiner Laute aber ganz allein ins Haus Ungarn gekommen. Vermutlich dürfte das ein Grund dafür gewesen sein, dass die Zahl der Besucher deutlich geringer war als die der Saiten seines Instruments – seine Laute hat im Unterschied zu einer Gitarre immerhin 24.

Jozef van Wissem gilt als Minimalist. Früher bedeutete das einmal, dass man mit Wiederholung arbeitet, um die eine oder andere Wirkung beim Hörer hervorzurufen. Die Musik sollte einen mit auf die Reise nehmen, von einem Ort an den anderen transportieren und sich dabei unmerklich verändern, sei es rhythmisch, melodisch oder durch allmähliches Variieren der Obertöne.

All diese Strategien setzen gewisse Fähigkeiten voraus: Die richtigen Töne treffen und den Takt halten zu können sind dabei wohl die grundlegendsten. Doch da haperte es bei van Wissem beträchtlich: Nicht genug, dass seine Stücke schon von der Anlage her wenig Hypnose-Potenzial haben, da sie lediglich mäßig inspirierte loopartige Tonfolgen aneinanderreihen, er bot sie zudem mit einer solchen technischen Unbeholfenheit dar, dass der einzige Effekt seines kaum einstündigen Auftritts bloß darin bestand, zunehmende Langeweile aufkommen zu lassen.

Anscheinend interessiert van Wissem auch Mystisches. Seine Platten mit Jarmusch tragen Titel wie „Concerning the Entrance into Eternity“ und „The Mystery of Heaven“. Geholfen hat’s ihm nicht: Von der Gnade Gottes ist in seiner Musik eher wenig zu spüren. TIM CASPAR BOEHME