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Kommentar zum GrundstücksstreitDie Politik soll entscheiden

Uwe Rada
Kommentar von Uwe Rada

Der Streit um den Holzmarkt ist zum Lackmustest für Berlins Umgang mit landeseigenen Grundstücken geworden.

D ie Berliner Stadtreinigung ist derzeit wahrlich nicht zu beneiden. Vom Liegenschaftsfonds hat sie ein Vergabeverfahren übernommen, bei dem sie im Grunde nur verlieren kann. Vergibt sie das Grundstück am Holzmarkt – wie es in der Ausschreibung steht – an den Meistbietenden, wird ein Aufschrei durch die Stadt gehen. Bekommen die Macher der ehemaligen Bar 25 den Zuschlag, droht der BSR vom unterlegenen Bieter eine Klage wegen Wettbewerbsverzerrung.

Worte ohne Taten

Schuld an diesem Dilemma ist nicht die BSR, sondern der Berliner Finanzsenator. Schon 2010 hat ihn das Abgeordnetenhaus aufgefordert, einen Gesetzesentwurf für eine Liegenschaftspolitik vorzulegen, bei der auch soziale, kreative und ökologische Konzepte eine Rolle spielen. Seitdem ist nichts geschehen.

Nun aber ist der Streit um den Holzmarkt zum Lackmustest für Berlins Umgang mit landeseigenen Grundstücken geworden. Das liegt auch an der Professionalität, mit der die Holzmarkt-Genossenschaft agiert und einen kreativen Mehrwert für die Stadt verspricht. Selbst die CDU findet inzwischen Gefallen an der Vorstellung einer – soliden – Nutzung von unten statt der üblichen Investorenarchitektur von oben.

Vor allem der SPD droht damit die Zerreißprobe. Beinahe täglich munitioniert die SPD-Fraktion gegen den Senator aus den eigenen Reihen auf. So skurril ist dieser Konflikt, dass es dafür noch nicht einmal einen eigenen Begriff gibt. Streiten sich zwei Regierungsparteien, spricht man vom Koalitionsstreit. Und in Berlin? Übernimmt die SPD gleich die Rolle beider Streithähne.

Ulrich Nußbaum muss also springen. Keine Tricks mehr, keine Verzögerungstaktik, sondern eine klare Entscheidung. Warum gibt die BSR den Löffel nicht endlich an den zurück, der ihr die Suppe eingebrockt hat?

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Uwe Rada
Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

2 Kommentare

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  • P
    profiteur

    @Matthias Kann endlich mal von zukünftigen Plänen gesprochen werden, anstatt Jemandem Kommerzialität vorzuwerfen? Lieber Versuche, Zugänge zur Spree partizipartiv zu gestalten, finanziert von benachbarten "Kommerz" Projekten, als weitere nHows mit ihrem dem Schachteldenken entsprungenen Uferstreifen.

    Nur weil Du schonmal von "der bar25" gehört hast, hast Du doch überhaupt gar keinen Plan davon, was für "Gewinne" es dort gab!

    Der Hauptgewinn wäre es, ein Dorfexperiment zu wagen, das Menschen aus der Nachbarschaft und aus aller Welt dort zusammen kommen läßt. Das gabs in der bar25 nicht, weil man dort nicht langfristig planen konnte.. Aus der Erfahrung auf diesem Spielplatz für Erwachsene kann vieles gelernt werden, das "Geldscheffeln" aber sicher nicht!

  • M
    Matthias

    Sind die ex-Macher der bar25 die besseren Menschen, weil sie eher links sind? Die bar25 war ein hochprofitables Geschäft - ein Stück privatisiertes Spreeufer, das Gewinne zugunsten einiger Weniger abgeworfen hat. Und nun ein weiteres kommerzielles Projekt mit ebenfalls links-politscher Schützenhilfe?